Den Zusammenhang verstehen: Depression und Essstörung

Kategorie: Essstörung

Datum: 29.09.2023

Es gibt viele Betroffene mit Essstörung, die im Laufe ihrer Krankheit weitere Symptome feststellen. Das können zum Beispiel Perfektionismus, ein Gefühl der Leere, fehlender Sinn im Leben oder Schlafprobleme sein. Diese Symptome können auch auf eine Depression hindeuten. Denn obwohl Depression und Essstörungen zwei verschiedene Erkrankungen sind, treten sie oft auch gemeinsam auf. Insbesondere in der Jugend besteht eine höhere Anfälligkeit für die Entwicklung von Essstörungen und Depressionen gleichzeitig. Dies liegt daran, dass die meisten in der Jugend, speziell in der Pubertät, eher danach streben, Vorbilder zu imitieren. Dies kann zu einem gestörten Essverhalten führen, wenn die Betroffene unrealistische Vorstellungen von Körperformen hat. In der Verbindung mit einem ausgeprägten Perfektionismus entsteht häufig das Gefühl, niemals gut genug zu sein. Wodurch häufig ein inneres Gefühl der Leere und Sinnlosigkeit entsteht. Dieses Gefühl tritt auch bei einer Depression auf.

Ich gebe ich Dir in den nächsten Absätzen nochmal einen Überblick, was die Erkrankungen im Einzelnen ausmachen. Danach schauen wir uns die Verbindung zwischen den beiden Krankheiten genauer an.

Anzeichen für eine Depression

Eine Depression ist eine schwere Störung der Stimmung, die auch einen starken Einfluss auf das alltägliche Leben einer Betroffenen hat. Dabei entsteht ein dauerhaftes Gefühl von Traurigkeit. Nachfolgend ein paar Symptome einer Depression: 

  • Anhaltend niedergeschlagene Stimmung und Traurigkeit
  • Dauernd müde oder keine Energie
  • Unruhe und leicht reizbar
  • Keine Lust mehr auf Hobbys
  • Kopf- oder Bauchschmerzen ohne medizinische Ursache
  • Starke Zu- oder Abnahme
  • Gedanken an Tod oder Suizid, Suizidversuche oder Suizidgedanken

Bedenke, dass eine Depression individuell ist und nicht jeder alle diese Anzeichen zeigt.

Frau in Felsöffnung

Anzeichen für Bulimie, Anorexie, Binge Eating oder eine Mischform

Bei jeder Essstörung liegt ein gestörtes Essverhalten vor. Zu den Essstörungen gehören zum Beispiel Anorexia nervosa (Magersucht), Bulimia nervosa (Bulimie) und die Binge-Eating-Störung sowie Mischformen.

  • Starkes Interesse an Ernährung und Kalorien
  • Kalorienzählen oder strenges Diäthalten
  • Veränderungen im Menstruationszyklus bei Frauen
  • Häufiges Auslassen von Mahlzeiten
  • Heißhungerattacken
  • übermäßiges Sport- oder Bewegungsverhalten, um Kalorien zu verbrennen
  • Emotionale Instabilität, Stimmungsschwankungen, Schuldgefühle

Hier müssen ebenfalls nicht alle Symptome zutreffen, da eine Erkrankung individuell ist. Genauere Angaben zu Symptomen einzelner Arten findest Du in meinem Artikel zu Arten von Essstörungen.

Liegt es an der Psyche, wenn Du abnimmst und nicht essen kannst?

Eine Depression kann Dein Appetit und auch Dein Hungergefühl beeinflussen. Es ist sogar so, dass Appetitlosigkeit ein Nebensymptom ist. Die Folge ist, Erkrankte nehmen ungewollt ab, weil sie einfach keinen Appetit mehr spüren. Dies liegt zum einen daran, dass diese Krankheit für den Körper Stress bedeutet. Sobald Dein Körper im Stress-Modus ist oder auch im „Kampf und Flucht-Modus“ wird alles für den Kampf oder eine Flucht nötig aktiviert. Da das Hungergefühl weder für einen Kampf noch für eine Flucht hilfreich ist, fühlst Du es nicht. Dies kann sich auf lange Sicht negativ auf eine Depression auswirken und kann auf lange Sicht zur Verstärkung der Depression führen. Denn weniger Nahrung bedeutet weniger Energie, und Du hast keinen Antrieb. Antriebsmangel ist sogar eines der Hauptsymptome der Krankheit. Zusätzlich fehlen dem Körper wichtige Nährstoffe, die er nicht selbst herstellen kann, sondern durch die Nahrung aufnimmt. Diese Nährstoffe sind für die Produktion von Neurotransmittern nötig, welche wiederum einen Einfluss auf die Psyche haben.

Allerdings kann ein Mangel an Hunger oder Appetit auch durch Nebenwirkungen von Medikamenten oder eine Überfunktion der Schilddrüse entstehen. Es gibt also mehrere Einflussfaktoren.

Depression und Essstörung: Welche Zusammenhänge gibt es?

Es ist absolut keine Ausnahme, wenn Betroffene einer Essstörung auch an Depressionen erkranken. Es ist sogar so, dass sich beide Krankheiten gegenseitig verstärken oder auslösen können. Damit das Ganze vielleicht ein bisschen greifbarer wird, möchte ich Dir nachfolgend noch ein paar Zahlen nennen. Bei Menschen mit einer Anorexie ist es so, dass zwischen 64,1 % und 96 % irgendwann in ihrem Leben auch eine depressive Störung durchleben. Außerdem ist es nicht ungewöhnlich, dass viele Menschen gleichzeitig an Anorexie und einer weiteren psychischen Störung leiden. Laut einer Studie von Abbate-Daga und Kollegen aus dem Jahr 2011 liegt der Prozentsatz hier zwischen 12,7 % und 68 % (Quelle).

Doch woran liegt das überhaupt? Zum einen gibt es gemeinsame Auslöser wie zum Beispiel Stress, Trauma oder andere negative Lebensereignisse. Zum anderen können Essstörungen depressive Symptome verstärken. Das Ganze geht auch in die andere Richtung. Es können zum Beispiel depressive Gefühle in einer Essstörung entstehen, wenn sich jemand selbst bestraft. Durch Selbstbestrafung ist es möglich, dass diese Gefühle entstehen. In einer Depression kann der Erkrankte zu viel essen, obwohl er bereits satt ist.

Die Zusammenhänge erkennen

Bei einer Anorexia nervosa ist es häufig so, dass Hungern den Betroffenen ein Gefühl von Kontrolle und Macht gibt. Beim Binge-eating ist es häufig so, dass durch das Überessen bei einem Essanfall versucht wird, eine innere Leere zu füllen. Bei der Bulimie sorgt das Erbrechen für einen kurzen Moment der Erleichterung. Vielleicht hast Du auch eine Mischform, wie die atypische Essstörung. Doch egal welche Form vorliegt, bei allen ist es so, dass die Handlung dazu dient, von emotionalem Schmerz abzulenken. Langfristig führt dieses Ablenken dazu, dass es schlimmer wird. So kann es passieren, neben der Essstörung an einer Depression zu erkranken, weil Du Deine wahren Gefühle unterdrückst. Beide Erkrankungen sind Symptome für tieferliegende Probleme und nicht die Ursache.

Vielleicht ist Dein Weg gerade erbrechen und hungern. Das ist der für Dich funktionierende Weg, um mit Deinen negativen Gefühlen umzugehen. Doch es gibt bessere und gesündere Wege für jeden, der an einer Essstörung leidet oder an einer Depression.

Zusammenhänge Depression Essstörung anhand von Linien und Punkten auf einem schwarzen Untergrund dargestellt

Ich spüre keinen Hunger mehr

Diesen Satz äußern Menschen mit Essstörungen oder Depressionen gleichermaßen. Diese Aussage verdeutlicht, wie eng die Verbindung zwischen diesen beiden Krankheiten sein kann. Ich kenne diesen Satz auch aus meinen Coachings. Die Gründe für den Verlust erkläre ich Dir im folgenden Blog-Artikel: Wie soll ich ohne Hunger- und Sättigungsgefühl essen? Dort gebe ich auch Tipps, wie Du diese Gefühle wieder erlangst.

Bei Depressionen kann der Verlust dieser Gefühle auf andere Art und Weise auftreten. Einerseits kann es zu einem starken emotionalen Rückzug kommen, wodurch das Interesse an der Nahrungsaufnahme sinkt. Andererseits kann sie zu einem gestörten Schlafmuster führen, wodurch der natürliche Rhythmus von Hunger und Sättigung gestört wird. Zusätzlich können Symptome wie Energiemangel, Antriebslosigkeit und emotionale Belastung das Essverhalten beeinflussen.

Wenn Menschen mit Depressionen aufgrund dieser Gründe weniger essen, kann es langfristig zu einer Gewichtszunahme kommen. Dies mag auf den ersten Blick paradox erscheinen, da man erwarten würde, dass Appetitverlust zu Gewichtsverlust führt. Aber tatsächlich kann die gestörte Nahrungsaufnahme den Stoffwechsel beeinflussen. Das kann dazu führen, dass der Körper mehr Fettgewebe speichert, wenn Du wieder Nahrung zu Dir nimmst. Dieser Effekt kann die Entwicklung von Adipositas begünstigen. Dies kann wiederum zu einer Verschlechterung der psychischen Gesundheit führen, da sie das Selbstwertgefühl beeinträchtigt. So entsteht ein Teufelskreis, in dem sich die Krankheiten gegenseitig verstärken. Daher ist es von großer Bedeutung, frühzeitig Interventionen zu ergreifen. Damit die psychische Gesundheit und das Gewicht in einem grünen Bereich bleiben.

Folgen einer psychischen Erkrankung

Beide Krankheiten können erhebliche Auswirkungen sowohl auf die geistige als auch auf die körperliche Gesundheit einer haben. Im schlimmsten Fall können beide sogar mit dem Tod enden. Nachfolgend gebe ich Dir einen kleinen Überblick der Auswirkungen auf Körper und Geist:

Auswirkungen auf die geistige Gesundheit

Die Auswirkungen auf die geistige Gesundheit sind schwerwiegend. Depressionen sind emotional sehr belastend und können so zu einem großen Leiden führen. Das geht so weit, dass Personen mit Depression im Alltag stark eingeschränkt sind. Dies bedeutet zum Beispiel, dass sie Schwierigkeiten haben, alltägliche Aktivitäten auszuführen, wie den Haushalt zu bestreiten. Weitere Probleme könnten sein, Beziehungen zu pflegen oder zur Arbeit und Schule zu gehen. Bei Essstörungen können extreme Gefühle wie Scham, Schuld und Selbsthass auftreten. Hierdurch können Ängste wie bei einer Angststörung oder Zwangsgedanken entstehen.

Auswirkungen auf die körperliche Gesundheit

Nachfolgend Symptome bei einer Depression:

  • Schlafstörungen: Schwierigkeiten beim Ein- oder Durchschlafen oder übermäßiger Schlaf (Hypersomnie).
  • Veränderung des Appetits: Gestörter Appetit, der zu vermehrtem oder vermindertem Verlangen nach Nahrung führen kann.
  • Müdigkeit und Energiemangel: Selbst einfachste Aufgaben wirken sehr anstrengend.
  • Schmerzen: zum Beispiel Kopfschmerzen, Muskelschmerzen oder Rückenschmerzen.
  • Magen-Darm-Probleme: Bauchschmerzen, Übelkeit oder Durchfall.
  • Immunsystem-Schwächung: Anfälligkeit für Infektionen und Krankheiten steigt.
  • Herz-Kreislauf-Gesundheit: Langfristig steigt das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Welche körperlichen Folgen Dich bei einer Essstörung erwarten, kannst Du im folgenden Artikel nachlesen: Wenn das Essen zum Feind wird: Kennst Du die Folgen einer Essstörung?

Möglichkeiten zur Behandlung bei Depressionen und Essstörungen

Egal ob Depression oder Essstörung, der erste Schritt zur Heilung ist immer der gleiche. Der erste Schritt ist es, dies selbst anzuerkennen. Dies ist schonmal der erste Schritt auf dem Weg zur Verbesserung. Danach muss der Wille beim Betroffenen aufkommen, etwas ändern zu wollen. Erst dann kann eine Heilung gelingen. Solange Du selbst bei Dir kein Problem siehst, welches Du lösen willst, solange wird sich auch nichts ändern.

Nach der Erkenntnis ist es ratsam, sich Hilfe und Unterstützung zu suchen. Denn beides sind ernsthafte Erkrankungen, die professionelle Hilfe erfordern. Im ersten Schritt ganz offen mit einer vertrauenswürdigen Person darüber zu sprechen, ist für viele schwer, aber doch hilfreich. Sobald Du bereit bist, Hilfe in Anspruch zu nehmen, kannst Du mit dieser Person zusammen nach Hilfe suchen. Das gute ist, dass es viele wirksame Behandlungen gibt, darunter:

  • Coaching
  • Psychotherapie
  • Selbsthilfegruppen
  • Ambulante oder stationäre Behandlung in einer Klinik (Jugendpsychiatrie)
  • Online-Ressourcen
  • Hotlines und Krisenzentren

Was Dir persönlich am besten hilft, musst Du für Dich persönlich herausfinden. Wichtig ist nur, dass Du weißt, dass Dein Problem behandelbar ist. Das heißt, wenn Du willst, wirst Du es in den Griff bekommen. Dann kannst Du wieder ein freies und leichtes Leben führen.

Schlussfolgerung: Unterstützung für Betroffene

Eine Essstörung ist genau wie eine Depression eine ernsthafte Krankheit, mit enormen Auswirkungen auf das Leben einer Betroffenen. Daher ist es wichtig, ein Bewusstsein für diese Erkrankungen zu schaffen. Je höher das Bewusstsein für diese Erkrankungen ist, desto mehr und bessere Hilfsmöglichkeiten ergeben sich für Betroffene.

Ich möchte Dir sagen, egal ob Du selbst oder eine geliebte Person von Dir betroffen ist, es gibt die Möglichkeit gesund zu werden. Daher zögere nicht, Dir Hilfe zu suchen. Es gibt so viele verschiedene Optionen, sodass für jeden der passende Weg dabei ist. Merke Dir, es gibt immer einen Weg für Dich, solange Du es möchtest. Daher darfst Du niemals aufgeben. Lass Dir auch von niemandem erzählen, dass Du es nicht schaffen kannst. Ich konnte meine Essstörung überwinden, genauso wie viele meiner Klientinnen. Falls Du von mir Unterstützung möchtest, lass uns gerne sprechen. Das Ganze ist für Dich kostenfrei und unverbindlich möglich. Buche Dir einfach ein kostenfreies Kennenlerngespräch. Dort klären wir alle Deine offenen Fragen und schauen gemeinsam, ob eine Zusammenarbeit Dir weiterhilft.

Ich freue mich, von Dir zu hören.

Liebe Grüße Deine Janina

„Obwohl Depression und Essstörung tiefe Dunkelheit in unser Leben bringen können, dürfen wir nie vergessen, dass selbst in der dunkelsten Nacht Sterne am Himmel leuchten. Diese Sterne sind unsere Hoffnung, unsere Stärke und unsere Möglichkeit, wieder aufzuerstehen und zu strahlen.

unbekannt

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