Raus aus dem Teufelskreis Essstörung (Ursachen der Essstörung Teil 2)

Datum: 16.05.2022

Wie verlässt Du den Teufelskreis der Essstörung? Die ersten Schritte hierfür erfährst Du unter anderem in diesem Artikel. Dieser Blog-Artikel ist eine Fortsetzung des vorherigen Artikels. Damit Du die Ursachen von Essstörungen genau verstehen kannst, empfehle ich Dir auch zuerst den ersten Teil „Ursachen einer Essstörung“ zu lesen.

Heute geht es genau da weiter, wo wir vor zwei Wochen aufgehört haben.

Traumgewicht = Traumleben glaubst Du das auch?

Sofern Du dies glaubst, besteht schon eine Gefahr, in den Teufelskreis der Essstörung zu kommen. Es kann dann schon wie im Fall von Sina mit einer simplen Diät beginnen. Der Start einer Diät bringt Dich automatisch dazu, Dich noch mehr mit dem Thema Essen zu beschäftigen. Dies kann dazu führen, dass Dein Verstand und Dein Körper nicht mehr zusammen, sondern gegeneinander arbeiten. Zu erkennen ist das schon allein dadurch, dass Du Dich gedanklich nur mit Deinem Gewicht und Kalorienzählen beschäftigst. Zeitgleich hat Dein Körper das Gefühl, es ist eine Hungersnot ausgebrochen.

Für Deinen Körper heißt das in den „Überlebensmodus schalten“. In diesem Modus wird Dein Stoffwechsel heruntergefahren, um Dein Überleben zu sichern (Hast Du einen kaputten Stoffwechsel?). Hier findet eine Abwärtsspirale statt. Das heißt konkret, mit jeder weiteren Diät und je weiter Du die Kalorien beschränkst, desto weiter verringert Dein Körper den Stoffwechsel. Somit kommt Dein Körper mit immer weniger Kalorien klar.

Allerdings heißt das im Umkehrschluss, wenn Du wieder normal isst, nimmst Du erst mal schneller zu. Im Zusammenhang mit Diäten wird hier umgangssprachlich oft vom „Jo-Jo-Effekt“ gesprochen. Da die meisten Frauen, die eine Diät beginnen, sowieso schon ein negatives Selbstbild haben, wie in unserem Beispiel von Sina, wird der „Jo-Jo-Effekt“ nicht als natürliche Reaktion des Körpers wahrgenommen, sondern als Versagen, fehlende Disziplin und schwacher Wille. Daher werden die Kalorien dann immer weiter reduziert. Dies ist der Beginn vom gefährlichen Teufelskreis, der sehr häufig in einer Essstörung oder dauerhaft gestörtem Essverhalten endet. (Habe ich ein gestörtes Essverhalten?)

Gelber Hintergrund mit Aufschrift Diät (Teufelskreis Essstörung)

Die Auslöser für Sinas Essstörung und der Beginn eines Teufelskreis

In unserer Geschichte bei Sina kannst Du den Teufelskreis einer Diät auch sehr gut nachvollziehen. Am Anfang der Diät erhält Sina viel Aufmerksamkeit und Anerkennung. Allerdings wird ihr bei dem ersten Rückschlag in ihrem Fall eine schlechte Note klar, dass trotz der Abnahme noch nicht alles perfekt ist. Zu diesem Rückschlag in ihrem Leben kommt der unbändige Hunger. Durch die lange Diät ist der Hunger teilweise kaum noch auszuhalten.

Das negative Erlebnis kann Sina aufgrund eines negativen Selbstbildes und ihren niedrigem Selbstwert nicht reflektieren und verurteilt sich pauschal als schlecht und nicht liebenswert. Diese Mischung von starkem Hunger und extremen negativen Gefühlen führen zu einem wie in Trance ablaufenden Essanfall. Aus dieser Trance erwacht Sina erst durch ihren schmerzenden Magen. In diesem Moment realisiert sie erst, wie viel sie gegessen hat und dadurch bekommt sie Panik. Diese Gefühle der Panik und Ohnmacht wird sie im ersten Moment durch das Übergeben los.  Nun führt genau diese Erleichterung dazu, sich immer wieder zu übergeben.

Das ursächliche Problem ist bei Sina, dass ihr Leben zum Kotzen ist. Dies ist der Grund, warum sie andauernd kotzt. Der Weg hier raus ist die Ursache in ihrem Leben aufzulösen. Nachdem die Wurzel des Problems entfernt ist, wird sie sich auch nicht mehr übergeben.

Das Problem ist, eine Essstörung erschafft vielleicht kurzfristig Erleichterung, jedoch langfristig schadet sie Dir extrem. Ich kann Dir nur mitgeben, dass Du durch andauerndes Hungern nicht Dein Traumleben bekommen wirst. Außerdem kannst Du nicht erwarten, dass sich durch Kotzen oder Fressanfälle Deine Probleme auflösen.

Schämst Du Dich manchmal für Dein Verhalten?

Schrank aus Holz kleine Mädchen schämt sich (Teufelskreis essstörung)

Die meisten Frauen, die Probleme mit ihrem Essverhalten haben, führen im Außen ein stabiles Leben. Also von Außen hat es für andere den Anschein, dass sie ihr Leben im Griff haben. Dies ist ein weiterer Punkt, warum Menschen mit Essstörungen sich für ihr Verhalten sehr häufig schämen.

Das ist an Gedanken zu erkennen wie: „Wenn die herausfinden, wie ich wirklich bin, was würden die dann nur über mich denken?“ Solche Gedanken lösen Gefühle aus, als Person ungenügend oder unzureichend zu sein.

Solche Gefühle sind extrem quälend und unangenehm. Jeder, der diese Gefühle jemals hatte, weiß, wie groß der Drang sein kann, sie loszuwerden. Damit diese Gefühle irgendwie unterdrückt werden können, wenden Betroffene unterschiedlich Strategien an.

Im Nachfolgende ein paar Beispiele:

  • die Gefühle verleugnen und den Körper nicht wahrnehmen wollen (Hungern, Fressanfälle, Kotzen, Heißhungerattacken)
  • verleugnen (Ich habe kein Problem mit dem Essen, XY geht es viel schlechter als mir)
  • herunterspielen (Ich kann jederzeit wieder anfangen zu essen, will nur Gewicht XY erreichen).

Dies alles sind Strategien, um mit negativen Gefühlen umzugehen und dieses Verhalten hilft Dir auch kurzfristig. Doch durch dieses Verhalten spaltest Du Dich im Inneren in zwei Teile. Der eine Teil ist der „starke und gute Teil“, der andere der „schwache und schlechte Teil“. In dem „schwachen und schlechten Teil“ sind alle Deine verletzlichen Gefühle.

Das Problem ist nun, das der „schwache und schlechte Teil“ vernachlässigt wird oder ganz ignoriert wird.

Durch Dein gestörtes Essverhalten hast Du einen Weg gefunden, beiden Anteilen zu geben, was Sie wollen. Die negativen Gefühle des „schwachen und schlechten Teils“ gehen weg und gleichzeitig hilft es dem „starken und guten Teil“, den „schwachen und schlechten Teil“ wieder zu unterdrücken.

Was passiert bei Vernachlässigung?

Um das Ganze besser zu veranschaulichen, stell dir Folgendes vor: Die zwei Teile sind zwei Kinder, die in Dir wohnen. Das eine ist das „gute und starke“ und das andere das „schwache, schlechte“ Kind.

Was Du nun machst, ist, Du spielst und fütterst nur das „gute und starke“. Das „schwache und schlechte“ lässt Du allein und es bekommt nichts zu essen. Zusätzlich lässt Du es zu, dass das „schwache und schlechte“ Kind vom „guten und starken“ unterdrückt wird.

Was passiert nun?

Das „schwache und schlechte“ wird unzufrieden und hungrig. Dies äußert sich dann bei Dir dadurch, dass Du schlechte Gefühle hast.

Was machst Du nun?

Im übertragenen Sinne gehst Du nun als Beispiel nach drei Tagen ohne Essen zu dem „schwachen und schlechten Kind“ und sagst: „Was schreist Du hier so rum, kannst Du Dich nicht benehmen wie das „gute und starke Kind“?“ Zusätzlich stellst du ihm Essen und Süßigkeiten hin, damit es endlich Ruhe gibt und gehst wieder.

Das „schwache und schlechte“ Kind denkt sich, ich möchte doch nur frei sein und in den Park zu meiner Freundin. „Warum werde ich hier eingesperrt?“ Da es nach drei Tagen ausgehungert ist, frisst es in 10 Minuten alles auf, bis es so vollgefressen ist und nichts mehr spürt. Dies ist der Moment, wo in Deinem Inneren Ruhe herrscht, da beide Kinder befriedigt wurden.

Dann, 10 Minuten später, kommt das „starke und gute Kind“ zu dem „schwachen und schlechten und sagt: „Wie konntest Du nur so viel essen? Das esse ich an zwei Tagen.“

Dadurch fühlt sich das „schwache und schlechte Kind“ wieder schlecht und bekommt Panik, in dieser Panik läuft es zur Toilette, um sich zu übergeben. Dies bringt dem „schwachen und schlechten Kind“ erneut Erleichterung. Allerdings nur kurzfristig denn danach wird es von Dir wieder weggesperrt, weil es so undiszipliniert war und Du spielst wieder mit dem „starken und guten Kind“.

Glaubst Du, das ist die Lösung?

Was ist der Teufelskreis?

Es ist das zuvor erklärte Problem.

Du schaffst für einen kurzen Moment die schlechten Gefühle weg. Danach folgen jedoch die Schuld- und Schamgefühle. Dies äußert sich dann konkret, indem Du Dich nach einen Essanfall, einer Heißhungerattacke oder nach dem Übergeben fragst: „Warum bin ich wieder schwach geworden?“.

Ein Beispiel für die Magersucht wäre: „Wieso habe ich 4 Salzstangen gegessen, obwohl ich doch nur drei essen wollte? „Warum war ich so undiszipliniert.

Diese Schuld- und Schamgefühle bringen Dich dann wieder an den Anfang des Teufelskreises, der wie folgt abläuft:

1. „Schwacher und schlechter Teil“ hat Schuld und Schamgefühle

2. Der „gute und starke Anteil“ sagt diese Schuld- und Schamgefühle müssen weg.

3. Nun will der “gute und starke Teil“ die Gefühle unterdrücken.

4. Kompensierendes Verhalten, um Gefühle zu unterdrücken (Heißhungerattacke, Fressanfall etc.).

5. Beide Teile kurzfristig ruhig.

6. Schuld und Schamgefühle treten auf, womit Du wieder an Punkt 1 gelangst.

Wie kann ich den Teufelskreis der Essstörung verlassen?

Ich weiß, Du möchtest nur die schrecklichen Gefühle loswerden. Das verstehe ich so gut, da es mir genauso ging. Ich konnte teilweise nicht mehr klar denken und es war mir alles egal. In diesen Momenten wollte ich nur dieses schreckliche Gefühl in mir loswerden.

Ich möchte Dir jedoch eine Frage stellen: „Hat es denn bisher langfristig bei Dir funktioniert mit dem Weg, den Du bis heute gegangen bist?“ Bist Du Deine negativen Gefühle losgeworden? Also ich kann Dir sagen, bei mir hat der Weg nicht funktioniert. Ich bin 12 Jahre den Weg gegangen, der mich nicht ans Ziel gebracht hat. Allerdings kenne ich einen Weg, der funktioniert, und zwar nicht nur für mich, sondern auch für viele andere, denen ich bisher den Weg aus der Essstörung gezeigt habe.

Nun, um noch mal zurück zu dem Beispiel mit den Kindern zu kommen. Wie kannst Du das zweite Kind beruhigen?

Indem Du es weiter in ein Zimmer sperrst und es nicht fütterst?

Nein, natürlich nicht, hier ist die Lösung klar. Du gibst ihm was zu essen, kümmerst Dich, machst ihm keine Vorwürfe und fragst, was los ist bzw. es, was es möchte.

Das heißt für Dich, du solltest lernen, Dich besser zu spüren und lernen, negative Gefühle zu akzeptieren. Somit geht es für Dich darum, zu erkennen, welche Bedürfnisse Dein „schwacher und schlechter“ Teil hat. Im nächsten Schritt geht es darum diese Bedürfnisse zu befriedigen.

Die gute Nachricht ist, das kann man lernen. Falls Du Hilfe benötigst bei diesem Prozess, kann ich Dich gerne unterstützen.

Wenn Du Deinen „schwachen und schlechten“ Teil akzeptierst, unterstützt und wieder integrierst, wirst Du überrascht sein, wie sich Dein Leben in kurzer Zeit entwickeln kann. Sobald Du Dich auf diesen Weg machst, wirst Du nach und nach Dein enormes Potenzial, welches in Dir steckt, entdecken.

Wie möchtest Du leben?

Hände Schmetterling (Teufelskreis Essstörung)

Du hast zwei Möglichkeiten:

1. Du machst weiter wie bisher und Dein Gewicht, Kalorien, der „perfekte“ Bauch oder welchem Körperteil auch immer Du besondere Aufmerksamkeit schenkst, wird zur Priorität Nummer eins, oder

2. Du änderst etwas und schaust, was Deine Seele braucht. Letztlich ist es Deine Wahl in jedem Moment entscheidest Du welchen Weg Du gehst. 

Falls Du Dich für Schritt zwei entscheidest und Deine Essstörung besiegen willst, ist jetzt der richtige Zeitpunkt, um den ersten Schritt zu gehen. Zum Beispiel ein Gespräch bei mir zu vereinbaren, dann schauen wir gemeinsam an welchem Punkt Du stehst und was für Dich der schnellste Weg wäre, um Dein Problem mit dem Essen hinter Dir zu lassen.

Tipps für erste Schritte aus dem Teufelskreis Essstörung

– Perfektionismus ablegen

Lass los. So einfach und doch so schwer. Es ist ein Prozess und Du kannst nicht von heute auf morgen Ergebnisse erwarten. Okay, aber wie sollst Du loslassen? Das ist eine gute Frage und natürlich schwerer gemacht als gesagt. Daher gebe ich Dir ein Beispiel, damit Du es besser nachvollziehen kannst.

Du fängst an, Dinge absichtlich nicht perfekt zu machen.  Als Beispiel, Du putzt Deine Wohnung immer blitzeblank, wenn Deine Eltern oder Freundinnen vorbeikommen? Dann lass diesmal einen benutzten Teller auf dem Tisch oder wische keinen Staub. Das Wichtige hierbei ist, in kleinen Schritten vorzugehen und das Gefühl, das es nicht perfekt ist, einfach auszuhalten.

Danach wirst Du sehen, dass nichts Schlimmes passiert ist und Du kannst Dich so weiter vorarbeiten, bis Du Deine Wohnung irgendwann in Deinem Rhythmus putzt, ohne vor jedem Besuch eine extra Putzrunde einzulegen.

Ursachen herausfinden und Glaubenssätze auflösen.

Hier kann ich Dir als ersten Schritt meinen kostenfreien Videokurs empfehlen. Dort erhältst Du drei Übungen, mit denen Du selbstständig die ersten Schritte auf dem Weg zur Heilung machen kannst. 

Ein gutes Selbstwertgefühl aufbauen.

Viele Betroffene leiden unter einen geringen Selbstwert und haben ein negatives Selbstbild. Daher ist es wichtig, hier zu arbeiten. Zuerst ist es jedoch wichtig, die Frage zu klären, ob es möglich ist, Selbstliebe aufzubauen. Mehr dazu erfährst Du in diesem Artikel. In dem Artikel erfährst Du auch ein paar Tipps, die Du direkt umsetzen kannst.

Abschluss

Falls Du noch Fragen hast, dann schreib mir gerne. Du findest unter dem Artikel Möglichkeiten, mich zu kontaktieren.

Bis dann,

Deine Janina.

„Leben, das ist das Allerseltenste in der Welt – die meisten Menschen existieren nur.“

Oscar Wilde

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