Die Genesung von Essstörungen ist kein Ereignis, sondern ein Prozess. Dieser Prozess der Heilung und des persönlichen Wachstums erfordert Zeit und Anstrengungen. Natürlich wird es auf diesem Weg viele Herausforderungen geben, denen Du Dich stellen musst.
Doch lass mich Dir eines sagen: Du bist stark genug, all diese Herausforderung mit der richtigen Unterstützung zu überwinden.
In diesem Artikel möchte ich Dir aufzeigen, welche Herausforderungen Dich auf der Reise Deiner Recovery erwarten und wie Du sie erfolgreich meistern kannst. Außerdem gebe ich Dir einen kleinen Einblick in den Weg meiner Recovery.
Lohnt sich die Recovery, wieso sollte ich überhaupt starten?
Natürlich lohnt sich die Recovery.
Mach Dir hier bitte immer wieder bewusst, dass eine Essstörung eine ernsthafte psychische Erkrankung ist, die schlimme Auswirkungen auf Deine körperliche und emotionale Gesundheit haben kann (Kennst Du die folgen einer Essstörung?). Also, wenn Du mit einer Essstörung zu kämpfen hast, solltest Du nicht den Anspruch haben, diese alleine zu überwinden.
Für Deine Unterstützung hast Du die unterschiedlichsten Möglichkeiten.
Nachfolgend ein paar Beispiele: Therapie, stationäre Behandlungsprogramme, Selbsthilfegruppen oder Coaching. Dazu gibt es alle diese Möglichkeiten von unterschiedlichen Personen und Institutionen. Somit sollte jeder eine für sich passende Option finden.
Natürlich ist es das beste so schnell wie möglich an Deiner Essstörung zu arbeiten. Noch besser wäre es natürlich, es gar nicht erst so weit kommen zu lassen und bereits vorher an Dir zu arbeiten.
Als Beispiel könntest Du schon starten an Dir zu arbeiten, wenn Du ein sehr restriktives Essverhalten hast, Lebensmittel in gut und schlecht einteilst oder gelegentlich einen abendlichen Essanfall hast.
Falls Du Dich noch fragst, wieso Du überhaupt mit der Recovery starten solltest, dann hier nachfolgenden noch ein paar Gründe:
- Verbesserte körperliche Gesundheit
- Verbesserte psychische Gesundheit
- Gesteigertes Selbstwertgefühl
- Verbesserte Beziehungen
- Gesteigerte Produktivität
- Gesteigertes Glücksgefühl
Natürlich gibt es noch weitere und für jeden individuelle Gründe. Also überlege doch einmal, wieso es sich für Dich lohnen kann, die Reise Deiner Recovery heute zu starten?
Meine Recovery Geschichte
Nachfolgend möchte ich Dir von meiner Recovery erzählen.
Ich kämpfte insgesamt 12 Jahre mit unterschiedlichen Formen der Essstörung. In dieser Zeit war ich wie besessen von den Themen Essen, Kalorien und der Gewichtsabnahme. Damals dachte ich, dass meine Disziplin und die vermeintliche Kontrolle mich glücklich machen würden. Allerdings hätte ich rückblickend nicht falscher liegen können …
Damals wusste ich noch nicht, wie ich weitermachen sollte und fühlte mich von meiner Umgebung einfach nicht verstanden. Dies führte dazu, dass ich mich isolierte und immer weiter von Freunden und Familie zurückzog.
Dass ich aus dieser Abwärtsspirale ausbrechen wollte, habe ich einem lebensbedrohlichen Vorfall zu verdanken. Denn durch diesen Vorfall musste ich mich mit dem Ernst meiner Situation auseinandersetzen. Schließlich konnte und wollte ich es nicht mehr vor mir selbst leugnen, dass ich eine lebensgefährliche Krankheit hatte, an der ich möglicherweise sterben würde, wenn ich mich und mein Leben nicht verändern würde.
Dieser Weckruf der extremsten Art und Weise brachte mich zu der Erkenntnis, dass ich mein Leben durch diese Krankheit verlieren könnte. Dies führte dazu, dass ich mir mit der Unterstützung meines Freundes professionelle Hilfe suchte und einer Selbsthilfegruppe für Essstörungen beitrat.
Die professionelle Hilfe zu finden war nicht leicht, da Therapeuten häufig lange Wartelisten haben oder mich ohne einen Klinikaufenthalt aufgrund meiner langen Krankheitszeit gar nicht erst aufnehmen wollten. Doch in eine Klinik zu gehen, war für mich keine Option und es ist für eine Heilung, wie mein Beispiel zeigt, nicht zwingend nötig.
Wie war mein weiterer Weg ohne Klinik?
Ich fand durch einen Kontakt in der Selbsthilfegruppe schließlich einen Therapeuten, der mich aufnahm. Zusätzlich arbeitete ich ein Workbook für Essstörungen durch und absolvierte zusätzlich verschiedene Online-Kurse und unterschiedliche Coachings.
Dieser Weg war beileibe kein geradliniger und ich hatte immer wieder Rückfälle. Vielleicht sieht es leicht aus oder hört sich einfach an, wenn ich darüber spreche. Allerdings kannst Du mir glauben, dass es mehrere Tage gab, an denen ich alles hinschmeißen wollte. Doch genau diese Tage und die Tatsache, dass ich trotz dieser Tage weitergemacht habe, hat mich am Ende hierhin gebracht, wo ich heute stehe.
Während dieser Zeit lernte ich, geduldig mit mir selbst zu sein und immer besser auf die Bedürfnisse meines Körpers zu hören. Ich nahm mir sehr viel Zeit, um mich selbst besser zu verstehen und konzentrierte mich zu 100 % auf meine Heilung.
So begann ich mich mit der Zeit immer besser zu fühlen und die Essstörung verschwand immer weiter aus meinem Leben. Heute kann ich mit voller Überzeugung sagen, dass ich meine Essstörung besiegt habe.
Natürlich gibt es in meinem Leben heute noch schlechte Tage, wie bei jedem Menschen und bei mir läuft natürlich nicht immer alles so, wie ich es mir wünsche. Jedoch habe ich gelernt, mit solchen Tagen umzugehen. Denn ich habe ein besseres Gefühl für mich selbst entwickelt und habe gelernt, schwere Tage ohne schädliche Verhaltensweisen zu bewältigen.
Rückblickend kann ich sagen, dass meine Genesung eine Kombination aus professioneller Hilfe, Unterstützung durch geliebte Menschen, Selbstreflexion und der Verpflichtung zur Selbstfürsorge war.
Falls Du in einer ähnlichen Situation bist, lass mich Dir sagen, dass Heilung für Dich zu 100 % möglich ist, egal wie verrückt das für Dich gerade klingen mag. Sofern Du jedoch die notwendige Arbeit leistest, kannst Du Dich aus dem Teufelskreis der Essstörungen befreien und ein neues Kapitel in Ihrem Leben beginnen.
Leidest Du an einer Essstörung?
Dann bedenke, dass es immer Hilfe für Dich gibt und Du nicht alleine bist. Falls Du keine Hilfe hast, hole Dir noch heute Hilfe und starte die Reise zu Deiner Genesung.
Gerne begleite ich Dich auf diesem Weg. Dafür kannst Dir einfach ein kostenfreies Kennenlerngespräch buchen.
Die größten Herausforderungen während einer Recovery
Der Weg der Recovery ist vielleicht nicht unbedingt leicht, dafür einer der lohnendsten Wege, die Du gehen kannst.
Nachfolgend möchte ich Dir die 6 größten Herausforderungen auflisten, die Du auf Deiner Recovery Reise meistern musst. Selbstverständlich gebe ich Dir den einen oder anderen Tipp mit an die Hand, um Dir dabei zu helfen, diese Herausforderungen zu bewältigen.
1. Der Umgang mit Triggern:
Ein Trigger ist ein Reiz im Außen, der in Deinem Unterbewusstsein etwas auslöst.
Dies bedeutet im Zusammenhang mit einer Essstörung zum Beispiel, dass Du durch bestimmte „Trigger“ in Deine essgestörten Verhaltensmuster fällst oder sich die Stimme Deiner Essstörung mit quälenden Gedanken meldet.
Diese Trigger können in Deinem Fall vielleicht der Anblick von dünnen Menschen oder das Lesen von Diäten oder Abnehmen sein.
Zuerst einmal ist es wichtig, diese Trigger für Dich selbst zu erkennen. Sobald Du Deine persönlichen Trigger erkannt hast, kannst Du sie erstmal vermeiden oder eine bessere Bewältigungsstrategie dafür entwickeln.
Merke Dir als ersten Schritt, sobald Du einen Trigger für Dich erkannt hast, diesen Auslöser oder Situationen zu vermeiden. Falls Du tiefer in dieses Thema einsteigen möchtest, empfehle ich Dir meine Podcastfolge “#66 – Trigger auf dem Heilungsweg: Wie Du lernst damit umzugehen”.
Dort behandle ich dieses Thema ausführlich und gebe viele weiterführende Tipps und Ratschläge.
2. Bewältigung von Emotionen
Vielleicht wusstest Du es noch nicht, jedoch ist es so, dass eine Essstörung oftmals einen bestimmten Zweck hat. Dieser Zweck ist oftmals der, schwierige oder negative Gefühle besser verarbeiten zu können.
Das bedeutet, Deine Essstörung hilft Dir auf eine gewisse Art und Weise dabei, mit negativen Gefühlen umzugehen. Somit hat Deine Essstörung in Deinem Leben einen gewissen Sinn und Zweck, daher ist es nicht möglich, die Essstörung einfach wegzunehmen, ohne den Platz der Essstörung zu ersetzen.
Allerdings gibt es deutlich gesündere Wege, um mit negativen Emotionen und Gefühlen umzugehen als Deine Essstörung.
Nachfolgend ein paar Tipps:
- Spreche mit einem Coach oder Therapeuten über Deine Emotionen & Gefühle.
- Schreibe über Deine Gefühle in einem Tagebuch bzw. führe generell ein Tagebuch.
- Praktiziere Yoga.
- Meditiere täglich.
- Mache jeden Tag etwas, was Dir Spaß macht.
- Verbringe Zeit mit Menschen, die Du magst und die Dich so mögen, wie Du bist.
Dabei ist es nicht wichtig, alles auf einmal zu machen.
Fange mit einer Sache an und mache sie jeden Tag und wenn es nur für 1 Minute ist. Es kommt nicht auf die Dauer an, sondern es ist wirklich wichtig es konsequent zu machen.
Vielleicht denkst Du jetzt, für so ein bisschen brauche ich nicht anzufangen. Doch genau da ist schon der Denkfehler bzw. die Stimme Deiner Essstörung am Werk.
Es geht darum, anzufangen und nicht um irgendeine Perfektion.
3. Wieder lernen, wie man isst
Durch eine Essstörung ist es sehr wahrscheinlich, dass Du den Kontakt zu Deinem natürlichen Hunger- und Sättigungsgefühl verloren hast.
Daher ist es in der Recovery wichtig, dieses langsam wieder zu lernen. Hier ist es wichtig, je nach Essstörung und persönlicher Situation einen individuellen Weg zu gehen.
Für die einen ist es wichtig, erstmal wieder regelmäßig zu essen und durch einen Plan eine gewisse Struktur zu bekommen, während andere durch einen Plan zu sehr unter Druck geraten.
Falls Du mehr zum Thema Hunger- und Sättigungsgefühl wissen möchtest und Tipps benötigst, empfehle ich Dir meinen Blogartikel: Hunger …..
4. Umgang mit sozialem Druck
Sozialer Druck kann für Menschen in der Recovery eine große Herausforderung darstellen.
Während dieser Zeit kann es sein, dass andere Menschen Bemerkungen über Dein Gewicht oder Dein Aussehen machen. Vielleicht wirst Du von anderen unter Druck gesetzt, ein bestimmtes Lebensmittel zu essen.
Egal was es ist oder wie es sich bei Dir äußert, bedenke stets, dass Du diesem Druck nicht nachgeben musst.
Es ist Dein Leben und Dein Weg, Du bist niemandem eine Rechenschaft schuldig.
Daher ist es wichtig, dass Du klare Grenzen gegenüber anderen Menschen setzt, die Dich nicht dabei unterstützen, Deine Essstörung zu überwinden.
Ganz wichtig ist hier, dass Du Dir immer wieder klar machen solltest, dass Du mehr Wert bist als Dein Gewicht oder Dein Aussehen.
5. Umgang mit dem Körperbild
Solltest Du an einer Essstörung leiden, ist es sehr wahrscheinlich, dass Du ein verzerrtes oder falsches Körperbild von Dir selbst hast.
Daher ist es ein sehr wichtiges Thema auf dem Weg der Recovery und Du solltest an der Veränderung Deines negativen Körperbildes arbeiten.
Hierbei ist es wichtig, den Fokus vom Gewicht wegzuschieben und Dich auf Dein Wohlbefinden und Deine Gesundheit zu fokussieren.
Wichtige Themen um an Deinem Körperbild zu arbeiten sind die Themen Selbstliebe, Achtsamkeit und Selbstannahme.
Wenn Du negative Glaubenssätze über Deinen Körper hast, ist es wichtig, diese aufzuarbeiten. Dafür findest Du in dem folgenden Podcast von mir eine gute Anleitung:
„Die Macht der Überzeugungen: Wie du negative Glaubenssätze erkennst und loslässt“
6. Der Umgang mit Rückfällen
Vielleicht fragst Du Dich, wieso es hier um Rückfälle geht, denn schließlich möchtest Du Deine Essstörung loswerden und keine Rückschritte machen oder Rückfälle haben. Allerdings ist es so, dass Rückfälle oder Rückschritte auf dem Weg Deiner Recovery ganz normal sind.
Hier ein paar Erste Hilfe Tipps bei einem Rückfall:
- Mach Dich selbst nicht fertig.
- Spreche mit Deinem Therapeuten, Coach oder einer Person, der Du vertraust.
- Vergebe Dir selbst und mach einfach weiter, wie zuvor.
Diese ganzen Herausforderungen mögen schwierig klingen.
Jedoch ist das, was Dich am Ende dieses Weges erwartet, alles 1000-Mal wert.
Ich kenne zumindest niemanden, der nach seiner Recovery gesagt hat, dass sie wieder das alte Leben zurück möchte.
Abschluss
In diesem Text habe ich Dir viele Tipps an die Hand gegeben bzw. Dir viele weitere Artikel und Podcasts empfohlen, die Dir dabei helfen können, alle Herausforderungen zu überwinden. Daher nimm Dir ruhig Zeit, alles in Ruhe durchzulesen und mache Dir einen Plan, wie Du alles umsetzen kannst.
Nichtsdestotrotz, mag es Zeiten geben, in denen der Umgang mit Triggern, die Bewältigung von Emotionen, das Erlernen des Essens, der Umgang mit sozialem Druck, Dein Körperbild und mögliche Rückfälle eine große Herausforderung für Dich darstellen.
Denke in diesen Zeiten und Situationen daran, dass es Wege gibt, mit diesen Herausforderungen umzugehen.
Dabei kann es entscheidend sein, Dir eine Unterstützung an die Seite zu holen, die Dir dabei hilft, auf dem Weg der Heilung zu bleiben. Daher hole Dir unbedingt Unterstützung an Deine Seite, falls Du diese bisher noch nicht hast.
Am Ende Deiner Reise und mit Deiner Genesung erwartet Dich ein neues Kapitel in Deinem Leben.
Dort wirst Du eine bessere körperliche und psychische Gesundheit erleben, ein gestärktes Selbstwertgefühl, bessere Beziehungen und ein höheres Glücksgefühl als heute.
Dieses Leben ist für Dich möglich. Denn Du kannst Dein Leben in positiver Weise verändern und Deine Essstörung hinter Dir lassen.
Dabei ist es egal, wie schwierig es gerade erscheinen mag, denn Du bist nicht allein und es gibt Hilfe für Dich.
Daher beginne noch heute Deine Reise zur Genesung und erlaube es anderen, Dich dabei zu unterstützen.
Ich wünsche Dir alles Gute auf Deinem Weg und viel Kraft.
Liebe Grüße,
Deine Janina.
„Liebe dich selbst genug, um den Schmerz der Vergangenheit loszulassen und den Mut zur Heilung zu finden.“
unbekannt