Die Verbindung zwischen Perfektionismus und Essstörungen

Kategorie: Essstörung

Datum: 07.08.2024

Essstörungen und Perfektionismus sind zwei Themen, die oft Hand in Hand gehen und das Leben vieler Menschen stark beeinflussen. Wenn Du ständig nach einem Ideal strebst und dabei Deine Essgewohnheiten immer mehr Regeln umfassen, bist Du nicht allein. Essstörungen, wie Anorexie, Bulimie und Binge-Eating, betreffen Millionen von Menschen weltweit. Dabei sind sie oft das äußere Zeichen tiefer liegender psychologischer Probleme.

Häufig ist es so, dass Betroffene auch sehr perfektionistisch sind. Wie ist das bei Dir? Perfektionismus ist ein zweischneidiges Schwert. Er kann Dich antreiben, Deine Ziele zu erreichen und das Beste aus Dir herauszuholen. Allerdings kann er auch zu einem endlosen Kreislauf von Selbstkritik und Unzufriedenheit führen.

In diesem Blogpost möchte ich die Verbindung zwischen Perfektionismus und Essstörungen beleuchten. Du wirst erfahren, wie der Wunsch nach Perfektionismus Dein Selbstwertgefühl und Dein Verhalten beeinflusst. Und wie das Deine Essstörungen begünstigt. Außerdem zeige ich Dir Wege auf, wie Du diesen Teufelskreis überwindest. Damit Du einen gesunden Umgang mit Dir selbst und Deinem Körper findest.

Was ist Perfektionismus?

Perfektionismus ist das Streben nach Fehlerlosigkeit und das Setzen extrem hoher Standards für sich selbst. Es kann in vielen Bereichen des Lebens auftreten. Zum Beispiel bei der Arbeit, im Studium, im Sport oder bei persönlichen Projekten wie zum Beispiel Gewicht X oder einem flachen Bauch. Perfektionismus gilt oft als positive Eigenschaft, die zu herausragenden Leistungen führen kann. Allerdings hat er auch seine Schattenseiten. Beim Perfektionismus gibt es zwei Hauptformen. Hier spricht man einmal von adaptiver Perfektionismus und von maladaptiver Perfektionismus.

Adaptiver Perfektionismus: Diese Form des Perfektionismus gilt als gesund und produktiv. Menschen mit adaptivem Perfektionismus haben hohe persönliche Standards. Außerdem liegt eine starke Motivation zur Zielerreichung vor. Das bedeutet, dass Menschen mit adaptivem Perfektionismus oft gut organisiert, zielstrebig und bereit sind, hart zu arbeiten, um ihre Ziele zu erreichen. Sie können sich von Rückschlägen erholen und sehen Misserfolge als Lernmöglichkeiten.

Maladaptiver Perfektionismus: Bei dieser Form des Perfektionismus überwiegen die Probleme. Er kann auch zu erheblichen psychischen Belastungen führen. Der maladaptive Perfektionismus steht für übermäßige Selbstkritik, Angst vor Fehlern und das Gefühl, nie gut genug zu sein. Personen mit maladaptivem Perfektionismus setzen sich unrealistisch hohe Standards. Zudem lassen sie sich oft von der Angst treiben, diese Standards nicht zu erfüllen. In der Folge kann dies zu ständiger Unzufriedenheit, Stress, Angstzuständen und Depressionen führen. Obendrein kann es die Stimme Deiner Essstörung stärken und Dich weiter in die Essstörung ziehen.

Perfektionismus und Essstörungen

Psychologische Hintergründe 

Perfektionismus und Selbstwert:

Perfektionismus hat tiefgreifende psychologische Wurzeln. Das bedeutet zum Beispiel, dass er verschiedene Aspekte Deines Verhaltens und Deiner Selbstwahrnehmung beeinflussen kann. Hier ist ein wesentlicher Aspekt der Zusammenhang zwischen Perfektionismus und Selbstwert. Denn Perfektionisten neigen dazu, ihren Selbstwert an ihre Leistungen zu knüpfen. Kennst Du das vielleicht von Dir? Das bedeutet, dass Du Dich nur dann wertvoll und akzeptiert fühlst, wenn Du Deine hohen Standards erreichst. Diese Standards sind jedoch meist so hoch, dass Du sie gar nicht erreichen kannst.  Doch ein Misserfolg oder ein Fehler führen dann oftmals zu intensiver Selbstkritik. Dies führt wiederum zu einem starken Rückgang Deines Selbstwertgefühls. Dann fühlst oder denkst Du vielleicht, dass Du nie gut genug bist. Dieses Gefühl verstärkt jedoch wieder das Bedürfnis, noch härter zu arbeiten und noch strengere Regeln zu setzen. Kennst Du das aus der Essstörung? Egal, welches Gewicht Du erreichst, es muss immer weniger sein? Egal, was Du machst, am Ende fühlst Du Dich schlecht?

Perfektionismus und Kontrolle:

Ein weiterer wichtiger psychologischer Hintergrund des Perfektionismus ist das Bedürfnis nach Kontrolle. Perfektionisten haben oft ein starkes Bedürfnis nach Kontrolle. Das kann Kontrolle über Deine Umgebung sein oder über Deine Handlungen. Dieses Bedürfnis nach Kontrolle kann sich in starren Regeln und Ritualen äußern. Hast Du viele Regeln? Diese Regeln wendest Du dann in Deinem täglichen Leben an, um Fehler und Unsicherheiten zu vermeiden. In Bezug auf Essstörungen kann dieses Kontrollbedürfnis zu extremen Diäten, zwanghaftem Kalorienzählen und anderen ungesunden Essgewohnheiten führen. Das Gefühl der Kontrolle über die Ernährung kann kurzfristig beruhigend wirken. Allerdings ist es so, dass es Dir langfristig erhebliche gesundheitliche und psychische Probleme einbringt.

Perfektionismus als Auslöser für Essstörungen

Stress und Druck

Perfektionismus kann erheblichen Stress und Druck verursachen. Stress und Druck begünstigen die Entwicklung und Verschlechterung von Essstörungen. Hierbei ist wichtig, dass Menschen mit hohem Perfektionismus sich selbst extrem unter Druck setzen. Das heißt, sie machen sich selbst sehr starken Druck, ihre unrealistischen hohen Standards zu erfüllen. Dadurch entsteht natürlich ein hoher Leistungsdruck. Dieser ständige Leistungsdruck kann zu chronischem Stress führen. Es ist mittlerweile bekannt, dass chronischer Stress sich negativ auf die psychische Gesundheit auswirkt. Bei anfälligen Personen kann sich durch den Stress des Perfektionismus eine Essstörung entwickeln. Außerdem kann es bei Betroffenen dazu führen, immer tiefer in die Essstörung zu geraten. 

Soziale und kulturelle Einflüsse

Das Umfeld hat immer einen großen Einfluss auf uns. In einigen Kulturen legen die Menschen großen Wert auf äußerliche Perfektion. Dies kann für perfektionistische Menschen den Druck weiter erhöhen. Das bedeutet auch, dass in so einem Umfeld Perfektionisten eher eine Essstörung entwickeln können. Das liegt ganz einfach daran, dass sie den gesellschaftlichen Erwartungen entsprechen wollen. Du merkst also, dass auch soziale und kulturelle Einflüsse ebenfalls eine wichtige Rolle bei der Verbindung zwischen Perfektionismus und Essstörungen spielen. In unserer Gesellschaft ist das Schönheitsideal, schlank, fit und makellos, der Maßstab. In diesem Umfeld fühlen sich Perfektionisten ständig unzufrieden. Das liegt daran, dass sie sich zum Beispiel mit bearbeiteten Bildern aus den sozialen Medien vergleichen und somit mit unerreichbaren Standards messen.

Perfektionismus und Essstörungen

Der Teufelskreis von Perfektionismus und Essstörungen

Perfektionismus und Diäten

Perfektionistische Personen formulieren für sich meistens auch extrem strenge Diät Regeln. Diese können sich mit der Zeit zu dauerhaften Zwängen wandeln, um ihr auserkorenes Idealgewicht zu erreichen oder zu halten. Diese strikten Ernährungsregeln können jedoch kontraproduktiv sein und zu Essanfällen führen. Der Grund dafür ist häufig ganz einfach zu wenig Nahrung. Es ist nahezu unvermeidlich, die eigenen Regeln irgendwann einmal zu brechen. Sobald dies geschieht, treten oftmals sehr starke Schuld- und Schamgefühle auf. Diese negativen Emotionen verstärken dann den Perfektionismus. Diese Schuld und Schamgefühle führen die Betroffenen dann auf die wahrgenommenen Fehler zurück. In dieser Folge stellen sie noch strengere Regeln. Dieser Teufelskreis kann das Essverhalten weiter destabilisieren und die Essstörung verschlimmern. So kann dann bei einer anfälligen Person aus einer Diät eine Essstörung entstehen.

Schuld- und Schamgefühle

Schuld- und Schamgefühle spielen eine zentrale Rolle im Teufelskreis von Perfektionismus und Essstörungen. Wenn Perfektionisten ihre hohen Standards nicht erfüllen, fühlen schämen sie sich oft. Diese Gefühle können so überwältigend sein, dass sie das meist schon angeknackste Selbstwertgefühl noch weiter untergraben. In Bezug auf Essstörungen bedeutet dies, dass jeder vermeintliche Diätfehler oder Essanfall zu intensiven Schuldgefühlen führt. Diese Gefühle verstärken wiederum den Drang, durch noch strengere Kontrolle und Diätregeln zu kompensieren. Dies verschlimmert die Essstörung und führt zu einem Teufelskreis aus Schuld, Scham und weiteren Essanfällen. Diese ständige Selbstkritik, das Bedürfnis nach Kontrolle und die wiederholten Schuld- und Schamgefühle können zu chronischem Stress, Angstzuständen und Depressionen führen. Das hat natürlich auch starke Auswirkungen auf das psychische Wohlbefinden. Betroffene fühlen sich oft in einem Zustand der Anspannung und Unzufriedenheit, was ihre Lebensqualität erheblich beeinträchtigt. Langfristig kann dieser Teufelskreis zu ernsthaften gesundheitlichen Problemen führen, sowohl physisch als auch psychisch.

Strategien zur Überwindung

Ein effektiver Weg, um den Teufelskreis von Perfektionismus und Essstörungen zu durchbrechen, ist das Coaching. Als Coach kann ich Dir dabei helfen, die zugrunde liegenden Ursachen des Perfektionismus zu identifizieren und daran zu arbeiten. Durch regelmäßige Sitzungen und individuelle Unterstützung kannst Du lernen, Deinen Perfektionismus zu bewältigen und ein gesünderes Essverhalten zu entwickeln.

Du kannst allerdings auch selbstständig  an Deinen Problemen arbeiten. Hierfür wäre unter anderem Achtsamkeit, eine wirksame Strategie. Achtsamkeit hilft Dir dabei, im gegenwärtigen Moment zu bleiben und negative Gedanken und Gefühle ohne Urteil zu akzeptieren. Durch regelmäßige Übungen für Achtsamkeit kannst Du lernen, Deine Gedanken und Emotionen besser zu regulieren. Dadurch kannst Du stressbedingte Essanfälle reduzieren. Zudem kann Achtsamkeit Dir dabei helfen, ein intuitives und gesünderes Essverhalten zu entwickeln. Denn sie stärkt die Verbindung zu Deinen eigenen Körpersignalen stärkt.

Zusammenfassung und Schlussworte

Perfektionismus kann das Leben stark beeinträchtigen und ist eng mit Essstörungen verbunden. Denn er kann Dein Selbstwertgefühl untergraben und ein starkes Bedürfnis nach Kontrolle hervorrufen. Dies führt bei anfälligen Personen zu extremen Diäten und ungesunden Essgewohnheiten. Hieraus kann sich eine Essstörung entwickeln oder eine vorliegende verschlimmern. In diesem Teufelskreis spielen Schamgefühle eine zentrale Rolle.

Es gibt verschiedene Strategien, um diesen Teufelskreis zu durchbrechen. Es ist wichtig, dass Du den für Dich passenden Weg findest. Perfektionismus hat nicht nur negative Aspekte, denn die Welt ist nicht schwarz weiß. Dennoch müssen die positiven Seiten in Balance zu den negativen stehen.  Das Streben nach Exzellenz kann motivierend sein, solange es nicht in zwanghafte Kontrolle und Selbstkritik umschlägt.

Falls Du Dich in den beschriebenen Mustern wiedererkennst, gibt es viele Wege, Unterstützung zu finden und ein gesundes Gleichgewicht zu erreichen. Doch zunächst einmal ist der erste Schritt, Dir selbst Deine Verhaltensmuster ehrlich einzugestehen. Dann musst Du im nächsten Schritt bereit sein, Hilfe anzunehmen. Doch es ist zu 100 % für jede möglich, aus dem Teufelskreis von Perfektionismus und Essstörungen auszubrechen. 

Ich hoffe, dass dieser Artikel Dir einige Einblicke und nützliche Strategien bieten kann. Wenn Du Unterstützung benötigst, stehe ich Dir gerne zur Verfügung. Melde Dich gerne für ein unverbindliches und kostenfreies Kennenlerngespräch.

Liebe Grüße,

Deine Janina

„Perfektionismus ist Selbstmissbrauch höchsten Grades.“

Anne Wilson Schaef

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