Ich habe 12 Jahre gebraucht, um zu realisieren, wovor mich die Essstörung beschützt hat. Dadurch, dass meine Gedanken ans Essen und an meinen Körper meinen Tag bestimmten, hatte ich ehrlicherweise große Angst meine Essstörung loszulassen. Ich wusste nicht, wie ich diese Lücke füllen sollte. Wie du lernen kannst deine Essstörung vollständig loszulassen und wie du von meinen Erfahrung profitieren kannst, möchte ich dir heute gerne in diesem Artikel näherbringen.
Die Essstörung loszulassen kann einem große Angst machen. Sie bestimmt den Alltag und nimmt so viel Raum im Leben ein, dass man es sich auch teilweise schwer ohne sie vorstellen kann. Aber ein Leben mit ihr ist auch nicht mehr möglich. Was soll man also machen?
Ich glaube diese Gedanken haben mich auch eine lange Zeit daran gehindert, dass ich mich überhaupt darum bemühte gesund zu werden. Irgendwie war die Essstörung mein Schutzschild und mein Halt in den Zeiten, in denen es mir nicht gut ging. Ich konnte mich in ihr ausleben und sie war immer für mich da.
Aber ab einem bestimmten Zeitpunkt wusste, ich, dass ich nicht mit ihr leben kann, dass sie mich kaputt macht. Ich wurde zunehmend depressiver und stiller. Ich schämte mich für meine 2. Identität und dafür, wie mein Leben eigentlich aussah.
Nach außen hin ließ ich mir nichts anmerken. Aber im Inneren sah mein Leben anders aus. Ein einziges Chaos herrschte in mir.
Ich wachte auf…
Als mich damals der Moment im Krankenhaus wachrüttelte. (Was genau geschehen ist, kannst du hier nachlesen), hatte ich große Angst davor loszugehen. Ich wusste nicht was auf mich zukommen würde und ob ich’s es schaffen würde. Wie soll mein Leben bitte ohne Essstörung aussehen?
Dennoch nahm ich all meinen Mut zusammen und traute mich. Ich ging die ersten Schritte. Und ich bemerkte, dass es Momente gab, in denen es besser wurde. Momente in denen meine Essstörung leiser wurde. Und aus diesen Momenten zog ich meine Kraft.
Und jeden Tag realisierte ich mehr und mehr, dass ein Leben ohne Essstörung möglich ist, dass es kein Traum bleiben muss, dass ich es schaffen kann, wenn ich den Fokus nicht verliere.
Ich machte mich zur Priorität und danach kamen die anderen Dinge.
Meine Erfahrung und das was mir geholfen hat, möchte ich dir gerne weitergeben:
1. Die Angst besiegst du nur durch Konfrontation – Nicht mit Verdrängung
Ich habe gemerkt, dass es nicht besser wird, wenn ich meine Gedanken und Probleme verdränge, sondern wenn ich mich mit den Dingen konfrontiere. Denn nur so kann man merken, dass ein Leben auch ohne die Essstörung möglich ist.
Wie willst du es wissen, wenn du es nicht probierst?
2. Gebe nicht auf
Es wird Tage geben, die alles andere als einfach sind. Auch wenn du das Gefühl hast, Rückschritte zu machen, gebe nicht auf. Mach weiter. Diese Tage gehören dazu. Und im Endeffekt sind es keine Rückschritte, sondern Hinweise, dass da noch etwas ist, wo du genauer hinschauen darfst.
3. Hole dir Hilfe
Du musst da nicht allein durch. Du darfst dir Unterstützung auf deinem Weg holen. In die Umsetzung kommen musst du zwar selbst, aber wenn dir Menschen den Weg weisen, wie es funktioniert, wird es einfacher werden.
Ich weiß, dass Du stark bist und es schaffen wirst.
Ich wünsche Dir viel Kraft auf Deinem Weg.
Liebe Grüße
Deine Janina
„Die Seele hat die Farben Deiner Gedanken.“
Marcus Aurelius