Lerne Selbstmitgefühl, um Deine Essstörung zu überwinden

Kategorie: Essstörung

Datum: 19.03.2023

Selbstmitgefühl ist einer der großen Faktoren auf dem Weg der Recovery Deiner Essstörung. Schließlich ist es sehr schwierig, ich würde sogar sagen, quasi unmöglich, ein schädliches Verhalten an den Tag zu legen, wenn Du Dir selbst gegenüber mitfühlend begegnest.

Daher ist Selbstmitgefühl ein wichtiges Werkzeug auf dem Weg für die vollständige Heilung der Essstörung. Das gute dabei ist, dass es vollständig in Deiner Kontrolle liegt, wie Du mit Dir selbst kommunizierst. Natürlich heißt das nicht, dass es jetzt mit einem Fingerschnippen umzusetzen ist. Denn je nachdem wie Du aktuell mit Dir sprichst/umgehst und wie lange Du schon so mit Dir umgehst, bedarf es natürlich ein wenig Übung, um ein neues und mitfühlendes Verhalten Dir selbst gegenüber zu entwickeln.

Allerdings darfst Du auch nicht erwarten, dass Selbstmitgefühl ein Zaubermittel ist, welches schwierige Momente und Situationen aus Deinem Leben verbannt. Denn das tut es nicht. Dafür verändert Selbstmitgefühl jedoch die Art und Weise, wie Du mit diesen Momenten umgehst. Dadurch verändert sich die Art und Weise, wie sich solche Situationen/Momente anfühlen und wie Du in oder auf solche Momente/Situationen reagierst.

Allein dadurch hat das Selbstmitgefühl die Macht, Dein Leben von Grund auf zu verändern und die Essstörung dauerhaft aus Deinem Leben zu verbannen. Bist Du bereit dafür, Deine Essstörung hinter Dir zu lassen und Dich auf diese neue Art des Umgangs mit Dir selbst einzulassen? Dann lese unbedingt diesen Artikel bis zum Ende.

Was ist Selbstmitgefühl?

Vielleicht denkst Du jetzt: „Ja, cool, klingt gut. Die Essstörung möchte ich auch überwinden, doch was ist denn überhaupt dieses Selbstmitgefühl?“ Damit Du verstehst, was Selbstmitgefühl überhaupt ist, möchte ich Dir in diesem Abschnitt einen Einblick in die Definition geben. Somit ist dann für Dich klarer, worüber ich hier schreibe.

In einem Satz zusammengefasst, würde ich sagen, dass Selbstmitgefühl bedeutet, Du sprichst mit Dir selbst so, wie Du mit Deiner besten Freundin in derselben Situation sprechen würdest. Das würde in der Praxis so aussehen, dass Du Dir selbst gegenüber keine überzogene Kritik äußerst, Dich sonst irgendwie fertig machst oder Deinen Schmerz einfach ignorierst, wenn Du Dich in irgendeiner Art schlecht, wie eine Versagerin oder nicht gut genug fühlst. Stattdessen reagierst Du liebevoll und mit Verständnis. Oder würdest Du nicht versuchen, Deine Freundin in einer schwierigen Situation aufzubauen?

Selbstmitgefühl bedeutet, dass wir uns selbst gegenüber warmherzig und verständnisvoll begegnen, wenn wir leiden, versagen oder uns unzulänglich fühlen, anstatt unseren Schmerz zu ignorieren oder uns mit harscher Kritik zu begegnen. 

Selbstmitgefühl bedeutet somit, dass wir uns wie unsere eigene beste Freundin behandeln. 

Dafür ist es in einem ersten Schritt wichtig, erst einmal anzuerkennen, dass Du ein Mensch bist. Denn Menschen machen Fehler, versagen und leiden. Diese Dinge gehören einfach im Leben dazu, egal ob Du es gut findest oder nicht. Allerdings bedeuten Fehler, Versagen oder Leiden nicht, dass Du in irgendeiner Weise nicht gut genug bist. Daher solltest Du Dir in diesen Zeiten liebevoll und verständnisvoll begegnen.

Frau in Sonnenstrahlen

Drei Anzeichen für geringes Selbstmitgefühl

Vielleicht bist Du Dir unsicher, ob Du ein zu geringes Selbstmitgefühl hast. Daher habe ich Dir nachfolgend drei Anzeichen aufgeschrieben, die darauf hindeuten, dass es Dir an einem gesunden Selbstmitgefühl mangelt. Dies ist natürlich nur ein grober Rahmen. Das bedeutet, nur weil Du Dich in den Punkten hier wieder findest, bedeutet es nicht zwangsläufig, dass Du ein zu geringes Selbstmitgefühl hast. Sofern Du Dir über Deine Situation unsicher bist, zögere nicht und buche Dir gerne ein kostenfreies Kennenlerngespräch und wir besprechen Deine individuelle Situation.

Nun aber nachfolgend die drei Punkte für ein geringes Selbstmitgefühl. 😉

1. Dein innerer Kritiker meldet sich häufiger zu Wort

„Wieso hast Du heute nicht Deine Schritte erreicht?” „Du bist einfach zu blöd dafür!”

Kennst Du solche Sätze aus Deinen eigenen Gedanken? Falls ja, dann spricht dort Dein innerer Kritiker mit Dir. Der innere Kritiker ist immer am Werk, wenn Du Dir selbst gegenüber unnachsichtig bist, Dich selbst verurteilst oder sehr hart mit Dir sprichst. Insbesondere in Situationen, in denen es eigentlich überhaupt nicht angemessen ist. Das wären zum Beispiel vergleichbare Situationen, in denen Du mit Deiner besten Freundin niemals so sprechen würdest.

Der innere Kritiker ist darauf programmiert, überall einen Makel oder etwas zu meckern zu finden. Je häufiger sich Dein innerer Kritiker nun zu Wort meldet, desto weniger Raum bleibt für Dein Selbstmitgefühl. Dadurch kannst Du die Situationen nicht objektiv und ohne Vorbehalte bewerten, denn Dein innerer Kritiker findet immer etwas, was besser gehen würde.

2. Vergleiche mit anderen

Dass wir uns in unserem Leben manchmal bewusst und manchmal unbewusst vergleichen, ist in einem gewissen Rahmen absolut natürlich. Schließlich werden wir jeden Tag mit irgendwelchen Erfolgen unserer Mitmenschen konfrontiert und damit meine ich große genauso wie kleine. Dies dient uns dazu, uns selbst zu reflektieren und wir können es nutzen, indem wir durch Neid vielleicht erkennen, was uns in unserem Leben fehlt und wir gerne integrieren würden.

Allerdings kann es auch problematisch werden, wenn solche Vergleiche zu einem Gefühl der Minderwertigkeit oder zu Frustration führen. Das wahre Übel dahinter ist, dass Du Dir selbst Deine eigenen Schwächen nicht eingestehen kannst. Daher ist ein ständig schlechtes Abschneiden bei Vergleichen ein Anzeichen für fehlendes Selbstmitgefühl. Genauso im Übrigen, wie das Niedermachen wegen irgendwelcher vermeintlicher Makel.

3. Du kannst keine Grenzen setzen

Fühlst Du Dich oft total ausgelaugt, erschöpft oder nahe dem Burnout? Wusstest Du, dass es auf fehlende Grenzen zurückzuführen sein könnte? Denn, wenn Du Deine eigenen Bedürfnisse zurückstellst, um die Bedürfnisse von anderen zu erfüllen, ist dies extrem anstrengend. Es ist sehr wichtig, Deine emotionale Gesundheit zu schützen, doch dafür musst Du anderen gegenüber Grenzen setzen, ansonsten verschwendest Du Deine Energie und es ist kein Wunder, wenn Du Dich einfach kraftlos und ausgelaugt fühlst.

Daher ist es extrem wichtig, Grenzen zu setzen, egal ob in einer Partnerschaft, Freundschaft oder im Job. Du möchtest jetzt vielleicht wissen, wo Deine Grenzen liegen oder? Da muss ich Dich enttäuschen, das kann ich Dir nicht beantworten. Es liegt an Dir, herauszufinden, wo Deine Grenzen liegen. Solange Du Dich oft erschöpft und energielos fühlst und dabei gleichzeitig alles dafür tust, es allen Leuten in Deinem Umfeld recht zu machen, ist dies ein starkes Anzeichen dafür, dass Du Deine Grenzen überschreitest und dass Du kein gesundes Selbstmitgefühl hast.

Wie kommt es zu fehlendem Selbstmitgefühl?

Vielleicht fragst Du Dich nun, wenn Du festgestellt hast, dass Du kein gesundes Selbstmitgefühl hast, woher das kommt? Falls Du Dir immer noch unsicher bist, findest Du hier vielleicht auch weitere Hinweise für ein fehlendes Selbstmitgefühl.

Zuerst einmal hat natürlich Deine Kindheit einen riesigen Einfluss auf Dein Selbstmitgefühl. Das bedeutet zum Beispiel, wenn Du aus einer Familie kommst, in der viel Wert auf Leistung gelegt wurde und Gefühle eine eher untergeordnete Rolle gespielt haben, kann dies zu einem fehlenden Selbstmitgefühl führen. Das ist ja auch logisch, wie sollst Du Deine Gefühle ernst nehmen, wenn Dir beigebracht wird, dass Gefühle nicht so wichtig sind, sondern Leistung zählt?

Dasselbe gilt, wenn Du früh viel Verantwortung übernehmen musstest, zum Beispiel für eine jüngere Schwester oder Deinen jüngeren Bruder. Dadurch hast Du vielleicht in der Kindheit gelernt, Deine Bedürfnisse zurückzustellen und die von anderen über Deine zu stellen.

Allerdings können auch Erfahrungen in Deiner Jugend oder als Erwachsener zu fehlendem Selbstmitgefühl führen. Hier wäre zum Beispiel eine starke Enttäuschung bei einer Trennung ein potenzieller Auslöser.

Durch diese Erlebnisse kann ein Teufelskreis entstehen, in dem negative Glaubenssätze wie: „Ich bin nicht gut genug“ tief in Dein Unterbewusstsein einbrennen. Diese Glaubenssätze wirken in Dein ganzes Leben hinein. Durch das fehlende Selbstmitgefühl verstärkt sich dieser Kreislauf immer weiter. Damit Du hier wieder in einen positiven Kreislauf kommst, hilft es Dir selbst wieder mit mehr Selbstmitgefühl zu begegnen bzw. dies zu üben.

Drei Komponenten, um Selbstmitgefühl in Dein Leben zu integrieren

Frau auf dem Sofa Selbstmitgefühl

Ich habe schon einmal eine Podcast-Folge aufgenommen (3 erstaunlich einfache Schritte für mehr Selbstmitgefühl) dort zeige ich Dir anhand von 3 Schritten, wie Du es schaffst, Dir gegenüber mehr Selbstmitgefühl entgegenzubringen. Nachfolgend möchte ich Dir die drei Komponenten vorstellen, die für ein gesundes Selbstmitgefühl nötig sind.

1. Wie Du mit Dir sprichst

Es ist wichtig, wahrzunehmen, wie Du mit Dir selbst sprichst. Sobald Du dies einmal bewusst wahrgenommen hast, kannst Du Dich dann hinterfragen. Damit meine ich, frage Dich einmal, wie Du in derselben Situation mit Deiner besten Freundin gesprochen hättest. Dabei kommt meistens heraus, dass Du ihr wahrscheinlich gut zugeredet, sie aufgemuntert hättest und versucht hättest sie zu bestärken.

Daher begegne Dir selbst wie Deiner besten Freundin. Das bedeutet, dass Du versuchen solltest, Dir mit Freundlichkeit, Akzeptanz und Einfühlungsvermögen zu begegnen.

2. Verbundenheit

Wir alle sind miteinander verbunden. Denn schließlich sind wir alle Menschen und leben auf der Erde. Somit teilen wir alle diese menschliche Erfahrung. Der Punkt ist, dass Leiden ein Teil der menschlichen Erfahrung ist. Dieses Leid werden die meisten Menschen auf die eine oder andere Weise früher oder später in ihrem Leben erfahren. 

Das bedeutet, dass Du mit Deinem Leiden in diesem Leben nicht alleine bist. Das größte Problem, wenn wir wegen etwas leiden, ist oftmals das Gefühl völlig alleine zu sein oder dass irgendetwas mit uns nicht stimmt. Doch sobald Du erkennst, dass wir alle leiden, wir alle Fehler machen und niemand perfekt ist, hilft Dir dies auf Deinem Weg zu mehr Selbstmitgefühl.

3. Achtsamkeit

Keiner Deiner Gedanken ist schlecht, genauso ist kein Gefühl schlecht. Andererseits ist kein Gedanke gut und kein Gefühl gut. Es sind einfach nur Gedanken und Gefühle, die kommen und gehen nicht mehr. Alles andere ist das, was Du daraus machst.

Das ist, was mit Achtsamkeit gemeint ist, Du bist einfach offen für den jetzigen Moment, für Deine Gefühle, Emotionen, Gedanken und Gefühle. Ohne diesen Moment zu bewerten und ohne etwas zu vermeiden. Das heißt zum Beispiel auch, dass alle Gefühle, die Du hast, absolut okay sind und es ist in Ordnung, sie zu fühlen und zuzulassen. 

Du bist nicht falsch oder komisch wegen irgendwelcher Gefühle, egal welche das auch sind. Dasselbe gilt für Deine Gedanken, kein Gedanke ist irgendwie schlecht, es ist einfach nur ein Gedanke.

Wie sieht es aus, sich Selbstmitgefühl entgegenzubringen

Nachfolgend möchte ich Dir einige Beispielsätze aufführen, wie Du mit Dir selbst sprechen kannst, um Dir Selbstmitgefühl entgegenzubringen. Das sind natürlich nur Beispielsätze und sollen Dir als Inspiration dienen, falls Du meinst, dass Dir nichts einfällt und Du nicht weißt, wie Du mit Dir sprechen sollst. In diesem Fall kannst Du einfach meine Sätze übernehmen.

Diese kannst Du Dir auch an den Spiegel kleben, in Deinem Handy speichern oder sonst irgendwo, wo Du sie häufig siehst oder schnell nachschlagen kannst. Diese Sätze kannst Du Dir auch als Mantra aufsagen, in Situationen, in denen es Dir schlecht geht.

Beispielsätze/Mantras:

  • Ich bin nicht alleine in diesem Moment des Leidens.
  • Niemand ist perfekt und jeder macht einmal einen Fehler.
  • Ich mache gerade eine menschliche Erfahrung.
  • Ich gebe unter diesen Umständen das Beste, was ich tun kann.
  • Andere Menschen kämpfen heute genauso, wie ich es auch tue.

Diese Sätze können Dir auch helfen, achtsam mit einem schwierigen Moment umzugehen, indem Du sie Dir in diesem aufsagst.

Selbstmitgefühl eine Fähigkeit, die man lernen kann

Der große Vorteil an Selbstmitgefühl ist, dass es sehr praxisnah ist, was durch stetige Übung zu lernen ist. Zusätzlich wird es Auswirkung auf Deine Gefühle und Handlungen haben. Dadurch beeinflusst es natürlich die Ergebnisse positiv. Daher rate ich Dir, so schnell wie möglich auf eine mitfühlende Art und Weise mit Dir zu sprechen.

Allerdings solltest Du nicht frustriert sein oder die Methode als Schwachsinn abtun, nur weil Du es ein paar Mal probiert hast und Du trotzdem negative Gedanken hast und Dich schlecht fühlst. Denn das wichtigste ist regelmäßig zu üben, nur durch ständiges Wiederholen kann Dein Gehirn diese neue Art der Kommunikation übernehmen.

Außerdem ist Selbstmitgefühl nicht nur ein wirksames Mittel für die Überwindung Deiner Essstörung, sondern hilft Dir auch nach der Genesung bei negativen Gedanken und schwierigen Situationen. Genau aus diesem Grund ist Selbstmitgefühl ein Schlüssel für die vollständige Heilung der Essstörung zur vollständigen Genesung. Schließlich können Essstörungen, schädliche Verhaltensweisen und negative Gedanken nicht fortbestehen, wenn Du mit Dir selbst mitfühlend umgehst.

Du kannst vielleicht nicht kontrollieren, was Du fühlst und welche Gedanken auftauchen, doch wie Du reagierst und wie Du Dich selbst behandelst, kannst Du sehr wohl kontrollieren. Solltest Du Dich entscheiden, Dir selbst gegenüber mit Selbstmitgefühl zu begegnen, wird dies einen großen Unterschied ausmachen.

Liebe Grüße Deine Janina

„Du hast das Recht, genau die Person zu sein, die du wirklich sein willst.“

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