Von der Essstörung zum intuitiven Essen: Mein persönlicher Weg

Kategorie: Essstörung

Datum: 25.12.2024

Kennst Du das Gefühl, wenn Deine Gedanken sich ständig nur ums Essen drehen? Wenn jede Mahlzeit zu einem inneren Kampf wird und Du Dich fragst, ob Du jemals wieder normal essen können wirst? Ich kenne dieses Gefühl nur zu gut – denn genau dort war ich selbst.

Jeder Gedanke ans Essen löste eine Flut von Anspannung, Angst und Selbstzweifeln in mir aus. Ich wog Portionen ab, zählte zwanghaft Kalorien und hatte endlose Listen von „verbotenen“ Lebensmitteln im Kopf. Mein Leben war geprägt von strengen Regeln und einer konstanten Angst vor Kontrollverlust. Der Blick in den Spiegel zeigte mir nie die Wahrheit, sondern nur meine verzerrte Wahrnehmung.

In diesem Artikel nehme ich Dich mit auf meine persönliche Reise. Ich teile mit Dir meine Erfahrungen – von den dunkelsten Momenten bis hin zu den ersten Schritten in Richtung Heilung. Heute genieße ich meine Mahlzeiten ohne Schuldgefühle und lebe im Einklang mit meinem Körper – auch wenn der Weg dorthin seine Zeit brauchte. Ein Leben ohne Essstörung ist also möglich.

Von intuitiv zu gestört: Der Beginn meiner Geschichte

Rückblickend erscheint es mir fast unwirklich: Als Kind aß ich einfach das, worauf ich Lust hatte. Ich machte mir keine Gedanken über Kalorien, Nährwerte oder „erlaubte“ Lebensmittel. Mein Körper signalisierte mir, wann er Hunger hatte und wann er satt war. Es war damals selbstverständlich für mich, diesen Signalen zu vertrauen.

Doch dann begann ich, mich mehr und mehr mit Ernährung & Diäten zu beschäftigen. Was als Diät begann, entwickelte sich zu einem zwanghaften Kontrollbedürfnis. Statt zu schlafen, plante ich in den frühen Morgenstunden Mahlzeiten und wägte Alternativen ab. Ich wog jede Zutat auf das Gramm genau ab und berechnete Kalorien dreifach nach. Eine einfache Einladung zum Abendessen löste stundenlange Recherchen der Restaurantkarte aus. Ich begann, bestimmte Lebensmittel zu meiden und strikte Essensregeln aufzustellen.

Die Illusion, durch strenge Essensregeln mein Leben besser im Griff zu haben, wich bald einer erdrückenden Belastung. Jede Mahlzeit wurde zur Herausforderung. Ich verlor nicht nur die Freude am Essen, sondern auch das Vertrauen in meinen eigenen Körper. Die natürliche Intuition von früher wich Ängsten und Zweifeln.

So wurde jede Mahlzeit zu einer erschöpfenden Auseinandersetzung mit mir selbst. Wo früher Genuss und Leichtigkeit waren, herrschten nun Regeln und Verbote. Die Vorstellung, von meinem streng durchgeplanten System abzuweichen, löste pure Panik in mir aus. Noch konnte ich nicht erkennen, dass diese Veränderung der Anfang einer tiefen Krise war. Sie würde jeden Bereich meines Alltags beeinflussen.

Gefangen in Regeln und Kontrolle

Essstörung Mein weg

Mein Leben wurde bestimmt von einem strengen Regelwerk, das ich mir selbst auferlegt hatte. Es war zum Beispiel so, dass ein Blick auf die Waage am Morgen meine Stimmung für den gesamten Tag bestimmte. Zudem folgte jeder Tag einem minutiös durchgeplanten Ablauf. Jede Abweichung davon bereitete mir Angst. Selbst eine minimale Gewichtszunahme konnte meine gesamte Stimmung zerstören.

Ich gab zwar immer vor, dass mir Sport Spaß machte, doch Sport war keine Freude mehr, sondern wurde zur Pflicht. Ich hatte einen festen Sportplan, bei dem ich keine einzige Übung auslassen durfte. Dabei war es egal, wie erschöpft ich war. Denn jede ausgelassene Übung führte zu nagenden Schuldgefühlen und die wollte ich um jeden Preis vermeiden. Zusammengefasst kann man sagen, die Zahl auf der Waage, die Kalorien, die Trainingsminuten – alles musste perfekt sein.

Besonders deutlich zeigten sich meine Zwanghaftigkeit in kleinen Ritualen. Ein Beispiel: Ich „gönnte“ mir freitags und samstags drei Salzstangen. Sie mussten zu exakt festgelegten Uhrzeiten gegessen werden. Auch wenn ich nach der ersten Salzstange Heißhunger hatte – die nächste durfte erst zur vorgeschriebenen Zeit folgen. Eine Abweichung von diesem Plan war für mich damals undenkbar.

Diese Regeln gaben mir falsche Kontrolle und eine Scheinordnung. Doch sie isolierten mich immer mehr und waren erst der Anfang meiner Essstörung.

Leben mit Magersucht und Bulimie

Bulimie und Magersucht unterscheiden sich äußerlich in vielem. Allerdings blieben meine grundlegenden Gedankenmuster ähnlich. Das bedeutet, dass ich auch in der Bulimie das Magersuchtsdenken beibehielt. Damit meine ich: das ständige Kalorienzählen, die Angst vor Gewichtszunahme und der übermäßige Sport. Was sich jedoch grundlegend änderte, war die Art, wie ich damit umging.

Die Bulimie fügte eine neue, zermürbende Dimension hinzu: das Versteckspiel. Ich entwickelte ausgeklügelte Strategien, um meine Essanfälle und das anschließende Erbrechen zu verheimlichen. Ich log über meinen Verbleib und erfand komplette Tagesabläufe. Dafür schämte ich mich natürlich unendlich, denn es war mir extrem unangenehm. Doch gleichzeitig fühlte ich mich extrem einsam, weil ich mit niemandem über meine wahren Gefühle sprechen konnte.

Zu dieser Zeit war es so, dass die körperlichen Folgen immer deutlicher wurden. Bei mir waren das damals: ständige Erschöpfung, Kälte, brüchige Nägel, Haarausfall und später in der Bulimie kamen Zahnprobleme hinzu. Allerdings konnte ich das immer ganz gut ausblenden. Doch wirklich schlimm waren die seelischen Qualen. Jeder Morgen begann mit dem Versprechen “Heute schaffe ich es”, und jeder Abend endete in Selbstvorwürfen und Verzweiflung. Ich hatte damals das Gefühl, in einem Kreislauf gefangen zu sein, aus dem ich nicht entkommen konnte. Heute weiß ich: Es gibt einen Weg hinaus.

Die versteckte Seite der Essstörung

Meine Essstörung zwang mich in ein Leben voller Heimlichkeiten. Damit meine ich nicht nur das Verheimlichen von Essanfällen und Erbrechen. Nein, ich verbarg auch meine wahren Gefühle, meine Ängste und meine tiefe Verzweiflung. Das war damals extrem anstrengend für mich.

Es gab Phasen, da hatte ich kaum noch soziale Kontakte. Das war natürlich kein Wunder. Schließlich schlug ich ja alle Einladungen zum Essen aus oder erfand Ausreden. Für mich war damals ein großes Problem das fehlende Verständnis von außen. Allerdings ist das ja auch völlig normal. Denn wie soll sich jemand in eine Situation hineinversetzen, die er selbst nie erlebt hat? Genauso wie ich mich nicht in andere Süchte hineinversetzen kann, konnten andere meine Essstörung nicht nachvollziehen.

Ich fühlte mich damals wie in einer Blase, abgeschnitten von allem und jedem. Nach außen hin versuchte ich, den Schein zu wahren, innerlich aber zerbrach ich an der Last meiner Geheimnisse. Mit jedem Rückzug, mit jeder abgesagten Verabredung wuchs die innere Leere. Die Essstörung füllte diese Leere – ein Kreislauf, aus dem ich nicht ausbrechen konnte.

Der Moment der Veränderung

Es brauchte einen drastischen Moment, der mir die Augen öffnete. Ein Moment, in dem mir klar wurde, dass meine Essstörung mich umbringen könnte. Die Details zu diesem Wendepunkt findest Du auf meiner „Über mich Seite„. Was ich hier sagen kann: Ich stand an einem Punkt, an dem ich eine Entscheidung treffen musste – für oder gegen das Leben.

Diese Erkenntnis bedeutete, dass ich alles loslassen musste, was mir vermeintliche Sicherheit gab. Das bedeutet zum Beispiel, mich nicht mehr zu wiegen und keine Kalorien mehr zu zählen. Sowie alle anderen ‚Rituale‘, die mein Leben bestimmt hatten loszulassen. Das klingt jetzt vielleicht leicht und wirkt rückblickend so. Allerdings kann ich Dir sagen, dass es alles andere als einfach war. Schließlich hatte ich mir über Jahre ein komplexes System aus Regeln aufgebaut, das mir eine vermeintliche Sicherheit gab.

Doch die Entscheidung für das Leben verlangte eine fundamentale Veränderung. Es war für mich ganz klar, wenn ich leben wollte, musste ich mein Verhalten ändern. Das bedeutete, ich musste die Beziehung zu meinem Körper neu aufbauen – von Kampf zu Verständnis, von Kontrolle zu Vertrauen. Dieser erste Schritt war der Beginn einer herausfordernden, aber heilsamen Reise.

Herausforderungen auf dem Heilungsweg

Der Weg der Heilung war für mich wie das Betreten von völlig unbekanntem Terrain. Plötzlich gab es die gewohnten Strukturen nicht mehr, die mir jahrelang Halt gegeben hatten. Natürlich löste das eine Flut von Gefühlen aus, mit denen musste ich erst einmal lernen umzugehen. Damals gab es Tage, da habe ich einfach nur geweint, weil ich mich so verloren und überfordert fühlte.

Es war einfach so, dass ich erstmals all die Gefühle spürte. Denn in der Bulimie hatte ich sie jahrelang mit Essen betäubt. Nun war es so, dass alle auf einmal hochkamen – und das war überwältigend. Denn Gefühle, die ich lange verdrängt hatte, forderten nun ihre Aufmerksamkeit. Damals war es so, dass ich es einfach kaum aushalten konnte.

Es war allerdings nicht nur emotional, sondern auch körperlich keine leichte Zeit. Denn ich hatte anfangs oft Bauchschmerzen, wenn ich Lebensmittel aß, die ich mir lange verboten hatte. Heute weiß ich: Das war völlig normal, weil sich mein Körper erst wieder an verschiedene Nahrungsmittel gewöhnen musste. Damals aber verstärkte es meine Ängste und Zweifel. Allerdings bin ich zum Glück dabei geblieben. In dieser Phase ist es wichtig, darauf zu vertrauen, dass sie vorübergeht. Denn am Ende des Weges wartet ein Leben, das Du Dir jetzt noch nicht erträumen würdest. Jeder Tag ohne Essanfall, jede Mahlzeit im Körper, jedes neue erlaubte Lebensmittel sind kleine Schritte zu Deinem Ziel.

Fazit: Der Weg in die Freiheit

Ich kann Dir aus eigener und aus der Erfahrung meiner Coachings sagen, der Weg aus der Essstörung ist möglich. Meine eigene Geschichte liegt zwar schon lange zurück, aber sie hilft mir, Dich und Deine aktuelle Situation besser zu verstehen. Für mich war der Weg ein Prozess voller Höhen und Tiefen, aber jeder einzelne Schritt hat sich gelohnt. Denn heute lebe ich ein Leben voller Freiheit und Leichtigkeit. Zudem genieße ich meine Mahlzeiten, kann spontan essen gehen und ich vertraue meinem Körper wieder vollkommen.

Auch mein Weg war von Zweifeln und Rückschlägen geprägt. Doch jeder kleine Schritt führte mich weiter in Richtung Freiheit. Heute begleite ich als Coach andere Frauen auf ihrem Weg aus der Essstörung. 

Möchtest Du mehr über meine Unterstützung erfahren? In einem kostenlosen Kennenlerngespräch können wir herausfinden, ob und wie ich Dich unterstützen kann. 

Liebe Grüße, 

Deine Janina

„Es ist nicht wichtig, wie lange Du lebst, sondern wie Du lebst“

Mahatma Gandhi

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