Warum rebelliert mein Körper? Die biologischen Ursachen verstehen
Dein Verdauungssystem im Energiesparmodus: Was während der Essstörung passiert
Der Neustart: Warum Dein Darm Zeit zum Heilen braucht
Spezifische Auswirkungen bei Magersucht, Bulimie und Binge Eating
Diese Symptome kennen so viele: Von Blähbauch bis Verstopfung
Die häufigsten Verdauungsbeschwerden in der Recovery
Meine eigene Geschichte: Wie ich mit den Schmerzen umgegangen bin
Normale Recovery-Symptome oder Grund zur Sorge? Wann Du zum Arzt gehen solltest
7 sanfte Helfer: Dein Toolkit für bessere Tage
Flohsamenschalen: Natürliche Hilfe für Deinen Darm
Geschrotete Leinsamen: Sanfte Unterstützung der Darmbewegung
Kurkuma und Goldene Milch: Beruhigung für Magen und Darm
Probiotische Lebensmittel: Aufbau Deiner Darmflora
Wärme und Entspannung: Erste Hilfe bei akuten Beschwerden
Achtsames Essen: Wie Du Deinen Körper beim Verdauen unterstützt
Kleinere Portionen, öfter essen: Entlastung für Deinen Magen-Darm-Trakt
Weitere darmfreundliche Lebensmittel im Überblick
Der mentale Umgang: Wenn Dein Bauch Deine Recovery zu sabotieren scheint
Warum Verdauungsprobleme nicht bedeuten, dass Du etwas falsch machst
Geduld als heilende Kraft: Dein Körper braucht Zeit
Wie ich gelernt habe, meinem Körper wieder zu vertrauen
Praktische Strategien gegen Panik und Zweifel
Die wichtigsten Punkte, die Du Dir merken darfst
FAQ – Häufig gestellte Fragen zum Thema Verdauungsprobleme bei Essstörungen
Zuletzt aktualisiert am: 28. Oktober 2025
Ursprünglich veröffentlicht: 24. Februar 2021
Fühlst Du Dich gefangen in einem Körper, der nicht mehr so funktioniert, wie er sollte? Du willst endlich wieder normal essen, aber Dein Bauch rebelliert? Blähungen, Verstopfung, Schmerzen. Mahlzeiten, die eigentlich Freude bereiten sollten, werden zu Momenten voller Anspannung und Angst.
Ich habe über 12 Jahre lang mit Magersucht und Bulimie gekämpft. Die Verdauungsprobleme waren dabei eine der belastendsten Begleiterscheinungen. Jeden Abend hatte ich extreme Bauchschmerzen und mein Bauch war hart wie ein Brett. Wenn ich ein oder höchstens zweimal in der Woche zur Toilette konnte, war das schon ein Erfolg. Es war qualvoll.
Aber ich möchte Dir etwas Wichtiges sagen: Du bist nicht allein. Egal, welche Essstörung Du hast, ob Magersucht, Bulimie oder Binge Eating, bei fast jeder treten irgendwann Verdauungsprobleme auf. Doch es gibt Hoffnung und Lösungen.
In diesem Artikel zeige ich Dir, warum Dein Körper so reagiert und was in der Recovery normal ist. Ich erkläre Dir auch, wie Du Deinen Körper sanft unterstützen kannst. Du wirst verstehen, dass Verdauungsprobleme ein Teil Deines Heilungsweges sind.
- Es ist normal: Verdauungsprobleme sind ein häufiges und vorübergehendes Zeichen der Heilung in der Recovery. „Dein Körper heilt gerade, auch wenn es sich nicht so anfühlt“
- Es braucht Zeit: Dein Verdauungssystem war im „Energiesparmodus“. Es kann Wochen oder Monate dauern, bis es wieder normal funktioniert. Gib Deinem Körper die Zeit, die er braucht, auch wenn Dein Kopf ungeduldiger ist.
- Beginne sanft: Du musst nicht alles auf einmal tun. Schon kleine Helfer wie Flohsamenschalen, Wärme oder Tee können eine große Erleichterung bringen.
- Du bist nicht allein: Fast jede Betroffene kennt diese Phase. Suche Dir professionelle Unterstützung, wenn die Schmerzen oder Sorgen zu groß werden.
Warum rebelliert mein Körper? Die biologischen Ursachen verstehen
Dein Verdauungssystem im Energiesparmodus: Was während der Essstörung passiert
Dein Körper ist unglaublich intelligent. Wenn er über längere Zeit nicht ausreichend Nahrung bekommt, schaltet er in einen Überlebensmodus. Er spart Energie an allen Ecken und Kanten, um die lebenswichtigen Funktionen aufrechtzuerhalten. Wissenschaftler haben das im Minnesota Starvation Experiment untersucht. Dies bestätigt, was viele von uns am eigenen Körper erleben.
Was bedeutet das für Deine Verdauung? Dein Magen und Darm? Die waren einfach unterfordert. Kaum Nahrung = kaum Arbeit.
Hier kommt der entscheidende Punkt: Für jedes Lebensmittel brauchst Du spezielle Darmbakterien. Und wenn Du bestimmte Sachen monatelang nicht isst? Diese Bakterien verschwinden. Dein Körper ist effizient. Warum Energie für etwas verschwenden, das nicht gebraucht wird?
Restriktives Essen, Erbrechen, Essanfälle, all das bringt Deinen Körper komplett durcheinander. Und Dein Darm? Der kriegt den größten Teil davon ab.
Weniger Essen = weniger Ballaststoffe. Also genau das, was Dein Darm eigentlich braucht, um zu funktionieren. Ein Kreislauf, der sich immer weiter verstärkt. 2 (Führende Gesundheitsbehörden wie die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung bestätigen, dass dies langfristig zu einer Verlangsamung der Magen-Darm-Passage führt.
Der Neustart: Warum Dein Darm Zeit zum Heilen braucht
Jetzt, in der Recovery, soll Dein Körper auf einmal wieder funktionieren. Aber das geht nicht von heute auf morgen. Dein Verdauungssystem war im Energiesparmodus und braucht jetzt Zeit, um wieder hochzufahren.
Die guten Darmbakterien müssen sich erst wieder aufbauen und ins Gleichgewicht kommen. Die Enzyme, der Gallensaft, die Darmbewegung, all das muss sich wieder einpendeln. Und das kann Wochen, manchmal auch Monate dauern.
Ich möchte Dich damit nicht verängstigen, sondern Dir eine realistische Einschätzung geben. Gib Deinem Körper Zeit. Überlege einmal, wie lange Du Deinen Körper gequält hast. Bist Du vielleicht gerade einfach zu ungeduldig mit ihm?
Stell Dir vor, Du hast monatelang bestimmte Lebensmittel, zum Beispiel Brot, komplett gemieden. Die spezialisierten Darmbakterien, die für die Verdauung von Brot zuständig waren? Dein Körper hat sie einfach abgebaut. Sein Gedanke: „Wozu Energie für ein Team verschwenden, das sowieso nichts zu tun hat?“
Isst Du jetzt wieder Brot, ist Dein Darm erst einmal komplett überfordert. Er muss die passenden Helfer erst mühsam wieder neu aufbauen. Und genau diesen Aufbauprozess spürst Du als Bauchschmerzen oder Blähungen.
Und hier passiert der Denkfehler, den fast alle machen: Du spürst die Schmerzen und Dein Kopf schreit: „Siehst Du, ich wusste es, ich vertrage das nicht!“ Also lässt Du das Lebensmittel wieder weg. Klingt logisch, oder? Aber genau das ist die Falle.
Sobald Du aufhörst, feuert Dein Körper die gerade erst neu eingestellten Bakterien sofort wieder. Beim nächsten Versuch beginnt das ganze Drama von vorne. Willkommen im Teufelskreis.
Der Ausweg? Bleib sanft, aber konsequent dran, auch wenn es anfangs unangenehm ist. Wenn Du das Lebensmittel immer wieder in kleinen Mengen isst, signalisierst Du Deinem Körper: „Okay, das kommt jetzt öfter. Ich brauche dieses Team dauerhaft.“ Die Bakterien bleiben, vermehren sich, und die Schmerzen lassen nach.
Dein Körper heilt. Nicht, weil Du ihn bekämpfst, sondern weil Du ihm zeigst, dass er Dir wieder vertrauen kann.
Spezifische Auswirkungen bei Magersucht, Bulimie und Binge Eating
Magersucht
Der Körper wird extremen Nahrungseinschränkungen ausgesetzt. Der Mangel an ausreichender Nahrungszufuhr führt zu einer verlangsamten Darmfunktion. Du fühlst Dich aufgebläht und total unwohl. Dein Magen hat sich an winzige Mengen gewöhnt. Dadurch rebelliert er jetzt schon bei einer normalen Portion, weil er einfach überfordert ist.
Bulimie:
Du zwingst Deinen Körper immer wieder durch Extreme. Erst die Essanfälle, direkt danach die Panikreaktion mit Erbrechen, Sport oder Tabletten. Dieser ständige Stress wirft Dein ganzes System durcheinander. Das wiederholte Erbrechen kann zu Sodbrennen und Schmerzen im oberen Bauchbereich führen. Das ständige Erbrechen reizt die Speiseröhre und kann Entzündungen fördern. Das hat natürlich auch Auswirkungen auf den gesamten Magen- und Darmtrakt.
Generell ist es so: Wenn wir anfangen zu essen, beginnt die Verdauung bereits im Mund. Wenn wir dann in einem Essanfall essen, kommt natürlich das ganze System durcheinander. Das hat dann auch Auswirkungen auf den Magen-Darm-Trakt.
Binge-Eating:
Beim Binge-Eating gibt es die Essanfälle, aber ohne das, was bei der Bulimie danach passiert. Dein Magen ist nicht dafür gemacht, diese riesigen Mengen auf einmal zu verarbeiten. Er muss sich extrem dehnen, und genau das verursacht Schmerzen, Blähungen und dieses schreckliche Völlegefühl.
Was bei allen Essstörungen passiert:
Egal, welche Essstörung Du hast, sie wirft Deinen Körper immer komplett aus dem Gleichgewicht. Stell es Dir wie ein internes Chaos vor: Hormone, wichtige Salze und Nährstoffe geraten durcheinander. Deine Verdauung spürt dieses Chaos als Erstes.
- Krämpfe: Wenn Deinem Körper Nährstoffe fehlen, verkrampft sich Deine Bauchmuskulatur.
- Verstopfung: Wenn Du zu wenig isst oder kaum Ballaststoffe isst, streikt Dein Darm und kann nicht mehr richtig arbeiten.
- Schmerzen: Das alles zusammen führt zu Entzündungen und Schmerzen im Bauch.
Diese Symptome kennen so viele: Von Blähbauch bis Verstopfung
Die häufigsten Verdauungsbeschwerden in der Recovery
Folgende Symptome treten bei Verdauungsproblemen während und nach einer Essstörung auf:
- Aufgeblähter Bauch und Völlegefühl: Manchmal schon nach kleinen oder normalen Portionen. Dein Bauch fühlt sich an wie ein Ballon.
- Blähungen: unangenehm, peinlich und oft schmerzhaft.
- Verstopfung: Manchmal tagelang keine Darmbewegung. Das kann zur Verzweiflung führen.
- Durchfall oder instabile Verdauung: Das Gegenteil von Verstopfung. Dein Körper weiß nicht mehr, was normal ist.
- Bauchschmerzen: Besonders nach verbotenen oder ungewohnten Lebensmitteln. Manchmal krampfartig.
- Harte Bauchdecke: Dein Bauch fühlt sich hart und gespannt an.
- Magenschmerzen: Nicht nur im Darmbereich, sondern auch im oberen Bauch.
Das sind auf Dauer wirklich unangenehme Symptome, die Dich oftmals zur Verzweiflung bringen. Du hast Schmerzen und möchtest, dass es Dir endlich wieder besser geht.
Verdauungsprobleme sind nicht nur etwas, das ab und zu passiert. In einer Essstörung und auch in der Recovery können sie zu Deinem ständigen, zermürbenden Begleiter werden.
Ständige Bauchschmerzen, Verstopfung oder ein schmerzhaft aufgeblähter Bauch beeinträchtigen Dich. Wer hat schon Lust, herauszugehen und Freunde zu treffen, wenn jede Bewegung zwickt? Ein Restaurantbesuch wird zur Qual, weil Du Dich in Deinem Körper sowieso schon unwohl fühlst. Dazu noch das Auswärtsessen, was zur zusätzlichen Anspannung führt.
Und dann kommt dieser Gedanke, der sich wie eine logische Lösung anfühlt: „Wenn ich einfach nichts esse, wird es besser.“
Genau das ist der Teufelskreis. Du denkst, das Essen sei der Feind, dabei ist es der Weg aus dem Schmerz. Denn genau durch die Essstörung und das eingeschränkte Essen sind diese Verdauungsprobleme überhaupt erst entstanden.
Meine eigene Geschichte: Wie ich mit den Schmerzen umgegangen bin
Ich hatte auch immer sehr stark mit Verdauungsproblemen zu tun. Jeden Abend hatte ich extreme Bauchschmerzen. Das war super, super anstrengend. Ich habe mich auch immer gefragt, was ich falsch mache.
Warum Bauchschmerzen in der Recovery normal sind
Aber Bauchschmerzen sind auf dem Weg normal. Denn man hat sich ganz, ganz viel an Lebensmitteln verboten. In dieser Zeit wurden Darmbakterien abgebaut, weil der Körper die ganze Energie, die er noch bekommen hat, natürlich für die Dinge braucht, die wichtig sind. Wenn bestimmte Bakterien nicht benutzt werden, fallen die weg, weil er da nicht die Energie reinstecken will.
Wenn man dann wieder anfängt zu essen, müssen sich die Darmbakterien erst wieder aufbauen, damit das Essen verdaut werden kann. Und das äußert sich über Bauchschmerzen. Oft hört man dann auf zu essen, weil man denkt: „Okay, ich habe Bauchschmerzen. Wenn ich Bauchschmerzen habe, dann ist es nicht gut für mich.“
Aber das ist genau der Fehler, den man nicht machen sollte. Man muss unbedingt weiter essen, weil sich sonst die Darmbakterien wieder abbauen.
Verdauungsprobleme als Teil des Heilungsprozesses
Ein anderer Punkt war bei mir, dass ich eine ganz schlechte Verdauung hatte. Wenn ich ein oder höchstens zweimal in der Woche zur Toilette konnte, dann war das schon gut. Ich habe mich wirklich sehr, sehr gequält und es ist natürlich alles sehr schmerzhaft.
Am Ende dachte ich mir auch: Irgendwie bin ich auch selbst schuld, weil ich meinen Körper so quäle. Das war auch ein Grund, der dafür gesorgt hat, dass ich dachte: Ich möchte das nicht mehr. Das tut einfach alles weh. Das sind nur noch Schmerzen. Ich habe einfach nur noch Schmerzen. Ich möchte das Ganze hinter mir lassen.
Wenn körperliche Symptome Dich verunsichern
Ich hatte wirklich total das Problem damit, dass mich diese körperlichen Symptome stark belastet haben. Und die haben oft bei mir auch mentale Rückschläge ausgelöst. Ich dachte immer, dass ist ein Zeichen, dass ich das nicht vertrage. Ich habe es übertrieben. Ich habe immer an mir gezweifelt, dass ich das falsch gemacht habe. Ich hätte das ja vorher wissen müssen, dass ich das nicht abkann, dass ich das nicht gut vertrage.
Daher habe ich versucht, mich immer wieder auf die sicheren Lebensmittel zu fokussieren. Immer wenn ich dann etwas Neues integriert habe, ein Fearfood oder was auch immer, wenn ich das dann nicht so gut abkonnte, dann habe ich immer dem Lebensmittel die Schuld gegeben. Ich habe gar nicht auf meinen Körper geschaut. Und es auch nicht hinterfragt, was er mir damit sagen möchte.
Aber Dein Körper reagiert einfach auf eine Veränderung. Das bedeutet nicht, dass Du jetzt einen Fehler gemacht hast. Du isst vielleicht andere Lebensmittel, Du isst vielleicht mehr Menge. Dann ist das eine Veränderung und Dein Körper muss darauf reagieren. Er ist keine Maschine.
Ich habe das damals überhaupt gar nicht so gesehen und hatte dann immer wieder einen Grund, mich fertig zu machen, mich dafür zu verurteilen, dass ich das nicht hinkriege und ich immer solche Schmerzen haben werde. Und das ist natürlich einfach Blödsinn.
Vielleicht hast Du in der Recovery-Zeit einfach öfter einen Blähbauch. Ja, das ist schmerzhaft und das ist nicht schön. Ich kenne diese Phase auch. Wichtig ist, dass Du Dich dafür nicht fertig machst. Schaue eher dahinter, was Dein Körper wirklich braucht. Das ist ein Schritt nach vorne und nicht zurück, auch wenn es sich so anfühlt.
Normale Recovery-Symptome oder Grund zur Sorge? Wann Du zum Arzt gehen solltest
Verdauungsprobleme sind in der Recovery ganz normal. Aber es gibt Situationen, in denen Du unbedingt ärztlichen Rat einholen solltest:
Geh zum Arzt, wenn:
- Du richtig starke, unerträgliche Schmerzen hast
- Blut im Stuhl ist
- Keine Besserung über Wochen hinweg eintritt
- Du Fieber oder Erbrechen über Tage hinweg hast
- Du starke anhaltende Schmerzen hast, die sich verschlimmern
- Du einen plötzlichen starken Gewichtsverlust trotz ausreichender Ernährung hast (das ist alles andere als Teil der Recovery)
- Du überhaupt nichts an Hunger und Sättigung spürst über Wochen hinweg, trotz ausreichender Energiezufuhr
Wenn Du Dir unsicher bist, geh auf jeden Fall zum Arzt. Das ist überhaupt nicht schlimm. Du solltest es lieber einmal zu viel abklären lassen. Damit machst Du überhaupt nichts falsch und dafür verurteilt Dich auch niemand.
7 sanfte Helfer: Dein Toolkit für bessere Tage (Nimm Dir, was sich heute machbar anfühlt)
Es gibt Dinge, die Deinem Körper jetzt helfen können. Ich wusste das damals nicht. Da hätte ich mir jemanden gewünscht, der so ein bisschen aufklärt. Aber das war damals auch einfach noch nicht so der Fall.
Bevor Du weiterliest: Das hier ist keine To-do-Liste. Versprochen. Es ist ein Toolkit. Ein Angebot an Werkzeugen, aus dem Du Dir das nehmen kannst, was sich für Dich heute am einfachsten und machbarsten anfühlt.
Der größte Fehler in der Recovery ist, sich mit neuen Regeln und Plänen zusätzlich unter Druck zu setzen. Darum geht es hier nicht. Es geht um sanfte Unterstützung.
Mein Rat an Dich: Starte mit nur EINER einzigen Sache aus dieser Liste. Einer Sache, die sich leicht anfühlt. Wenn das gut funktioniert, kannst Du in ein paar Tagen oder Wochen die nächste ausprobieren. Es geht um Selbstfürsorge, nicht um Selbstoptimierung.
Wichtig vorab: Das sind alles Tipps, die am Symptom arbeiten. Natürlich sollte man immer ganzheitlich arbeiten. Du musst an Deiner Essstörung arbeiten, damit Dein ganzer Magen-Darm-Trakt geheilt wird. Aber diese Dinge können Deinen Körper jetzt schon unterstützen, während Du am Rest arbeitest.
Flohsamenschalen: Natürliche Hilfe für Deinen Darm
Flohsamenschalen kannst Du super in alltägliche Gerichte einbauen. Sie sind super vielseitig, geschmacksneutral und unterstützen Deinen Darm. Auf natürliche Weise wirken sie gegen Verstopfung. Die Schleimstoffe der Flohsamen binden im Darm Wasser und quellen auf. Flohsamenschalen wirken wie ein sanfter Helfer für Deinen Darm. Sie quellen mit Wasser auf, bringen alles in Bewegung und helfen dabei, Dein System sanft zu reinigen. Das regt Deine Verdauung auf eine natürliche Weise an, ohne sie zu stressen.
So wendest Du sie an:
Rühre einfach 1 bis 2 Teelöffel in ein großes Glas Wasser oder Saft. Du kannst sie auch super in Deinen Smoothie, Joghurt oder Dein Müsli mischen.
Ein Gedanke für Dich, wenn Du mit Bulimie kämpfst:
Nimmst Du die Flohsamenschalen vor einer Mahlzeit, können sie Dir helfen, ein früheres und sanftes Sättigungsgefühl zu spüren. Das kann den Druck vor einem Essanfall manchmal etwas lindern und Dir ein Gefühl von Sicherheit zurückgeben.
Geschrotete Leinsamen: Sanfte Unterstützung der Darmbewegung
Leinsamen enthalten zahlreiche Ballaststoffe und Schleimstoffe, die sehr wertvoll für die Verdauung sind. Ähnlich wie bei den Flohsamenschalen verdoppeln Leinsamen im Darm das Volumen. Dadurch drücken die Leinsamen gegen die Darmwand und normalisieren so die Darmbewegungen wieder. 7
Du kannst 1 bis 2 Esslöffel geschrotete Leinsamen mit in Dein Müsli, Joghurt oder einen Smoothie geben. Du kannst damit auch super backen oder sie in einen Salat unterheben.
Wichtig:
Verwende geschrotete Leinsamen, nicht ganze. Ganze Leinsamen können unverdaut durch den Darm wandern.
Tipp für Bulimie-Betroffene:
Integriere Leinsamen in Deine Ernährung, wenn Du Dich emotional stabil fühlst. Du kannst auch 1 bis 2 Teelöffel geschrotete Leinsamen vor dem Schlafengehen einnehmen und etwas Wasser danach trinken. Somit ist gewährleistet, dass sie in Deinem Darm ankommen.
Kurkuma und Goldene Milch: Beruhigung für Magen und Darm
Insbesondere das enthaltene Curcumin im Kurkuma hilft bei Verdauungsbeschwerden und beruhigt den Magen. Zudem regt es die Leber zur Gallensäureproduktion an, wodurch unter anderem Fett besser verdaut wird. Damit beugst Du Blähungen, Völlegefühl und sonstigen Magen-Darm-Problemen vor.
Du kannst Kurkuma in Form der Goldenen Milch zu Dir nehmen. Wenn Du Dich das aber noch nicht traust, was auch gar kein Problem ist, kannst Du das auch in Form von Kapseln nehmen.
Rezept für Goldene Milch:
Mische einen Teelöffel Kurkuma und eine Prise Zimt (manche benutzen auch noch eine Prise Pfeffer und etwas Chili, aber das kann heftig sein) mit 350 ml Wasser. In einem extra Gefäß rührst Du 15 g Proteinpulver mit 100 ml Wasser zusammen. Danach kippst Du alles zusammen. Am Ende füllst Du das Glas noch mit etwas Milch und Milchschaum auf. Du kannst das Ganze natürlich auch nur mit Wasser trinken, ohne Proteinpulver und ohne Milchschaum.
Tipp für Bulimie-Betroffene:
Die Einnahme von Kurkuma-Kapseln kann eine tägliche Routine sein. Vermeide es jedoch, diese unmittelbar vor oder nach dem Erbrechen einzunehmen, damit Du Reizungen vermeidest. Kurkuma-Kapseln kannst Du auch gut vor dem Schlafengehen einnehmen.
Probiotische Lebensmittel: Aufbau Deiner Darmflora
Probiotische Lebensmittel wie Joghurt, Kefir, Kimchi oder fermentiertes Gemüse können Deine Darmflora unterstützen. Deine Darmflora ist wie ein Garten. Er muss sich jetzt erholen.
Probiotische Lebensmittel sind wie neue Samen für diesen Garten. Diese helfen Deinem Darm, sein Gleichgewicht zu finden.
Aber Probiotika sind keine Magie.
Sie können Dich gut unterstützen. Das hilft besonders, wenn Dein Körper schwach ist. Zum Beispiel durch die Essstörung oder durch Antibiotika.
Der entscheidende Punkt ist aber dieser: Du isst einen probiotischen Joghurt. Du änderst an Deinem Essverhalten sonst nichts. Dann ist es nur ein Tropfen auf dem heißen Stein.
Probiotika sind also nur Helfer. Sie ersetzen nicht die eigentliche Arbeit. Du musst ein stabiles Essverhalten aufbauen. Du musst Dich mit Deiner Essstörung beschäftigen.
Wärme und Entspannung: Erste Hilfe bei akuten Beschwerden
Wenn Du akute Beschwerden hast, können Dir diese Maßnahmen schnell helfen:
Wärme auf den Bauch: Eine Wärmflasche oder ein warmes Kirschkernkissen auf dem Bauch kann Krämpfe lösen und entspannend wirken.
Bauchmassagen: Sanfte, kreisende Bewegungen im Uhrzeigersinn um den Bauchnabel können die Darmtätigkeit anregen.
Ruhige Bewegung: Ein kleiner Spaziergang oder sanftes Yoga können helfen, ohne Deinen Körper zu überfordern. Keine Rede von exzessivem Sport.
Atemübungen: Wenn Du Dich total voll fühlst, machen Atemübungen total viel Sinn. Tiefes Ein- und Ausatmen kann Deinen Körper entspannen und Verkrampfungen lösen.
Entspannungstechniken: Stress verschlimmert Verdauungsprobleme. Versuche, Dir bewusst Momente der Ruhe zu gönnen.
Achtsames Essen: Wie Du Deinen Körper beim Verdauen unterstützt
Achtsames Essen hilft auch immer. Nimm Dir Zeit beim Essen und kaue gründlich. Das unterstützt Deine Verdauung und verhindert auch, dass Du sehr viel Luft schluckst.
Schalte Ablenkungen aus. Iss nicht vor dem Fernseher oder beim Scrollen durchs Handy. Konzentriere Dich auf Dein Essen, die Texturen, den Geschmack. So nimmst Du besser wahr, wann Du satt bist.
Kleinere Portionen, öfter essen: Entlastung für Deinen Magen-Darm-Trakt
Kleinere Portionen, dafür öfter zu essen, können helfen. Das entlastet einfach den Magen und Darmtrakt.
Wichtig: Das bedeutet jetzt nicht, dass Du Dir denkst, jetzt kannst Du wieder weniger essen. So ist das überhaupt nicht gemeint. Es geht wirklich darum, dass Du weiterhin natürlich auf Deine Mengen kommst. Aber wenn Du wirklich das Gefühl hast, Dein Magen und Darmtrakt sind überlastet, dann macht es oftmals Sinn, kleinere Portionen über den Tag verteilt zu essen. Also öfter essen, aber insgesamt die gleiche Menge über den Tag verteilt.
Wenn Du jetzt beispielsweise drei Hauptmahlzeiten und zwei, drei Snacks hattest und Du aber die Hauptmahlzeiten, weil sie größer sind, nicht verträgst, dann ergibt es vielleicht Sinn, auf mehrere kleinere Mahlzeiten zu kommen. Das ist aber bei jedem individuell. Da darfst Du einmal bei Dir selber hineinhorchen, wie es Dir eigentlich damit geht.
Weitere darmfreundliche Lebensmittel im Überblick
Gekochtes statt Rohkost: Anstatt Rohkost iss gekochtes Gemüse. Das ist viel darmfreundlicher und Dein Darm kann es viel leichter verdauen. Rohkost zu verdauen, kostet unglaublich viel Anstrengung.
Langsame Steigerung: Bei Ballaststoffen, Milchprodukten und Hülsenfrüchten steigere Dich langsam.
Warmes Essen: Warmes Essen ist oft einfach auch besser verträglich.
Hilfreiche Lebensmittel: Haferflocken, Bananen, Reis, gekochte Möhren, fermentierte Produkte (wenn Du sie verträgst).
Getrocknetes Obst (bei Verstopfungen): Getrocknetes Obst wie Pflaumen oder Aprikosen kannst Du super in den Joghurt oder in den Quark hinein tun oder damit backen. Das wirkt abführend.
Sauerkrautsaft (bei Verstopfungen): Viele schwören auf Sauerkrautsaft. Ich persönlich habe es noch nie getrunken. Ich möchte diesen Tipp nicht vorenthalten. Vielleicht ist es ja für Dich ein Gamechanger.
Hausmittel: Gekochte Kartoffeln, Haferschleim und Apfelmus können Deiner Verdauung Antrieb geben ein bisschen unterstützend sein.
Ingwer-Tee und Minztee: Ingwer-Tee fördert die Verdauung und ist gegen Magenbeschwerden. Er hat auch eine entzündungshemmende Eigenschaft. Minztee beruhigt die Verdauung und lindert Magenschmerzen. Falls Du das nicht so gerne trinkst, gibt es auch Pfefferminzöl-Kapseln, die ebenfalls sehr hilfreich sein können.
Der mentale Umgang: Wenn Dein Bauch Deine Recovery zu sabotieren scheint
Warum Verdauungsprobleme nicht bedeuten, dass Du etwas falsch machst
Was ist das kleinere Übel? Wenn es die Möglichkeit gibt, dass es mir dadurch besser gehen kann, dann probiere ich es aus.
Dein Körper reagiert auf eine Veränderung. Und das bedeutet nicht, dass Du jetzt einen Fehler gemacht hast. Dazu zählen natürlich einfach genau die Symptome, dass eine Veränderung stattfindet. Du isst vielleicht andere Lebensmittel, Du isst vielleicht mehr Menge. Dann ist das eine Veränderung und Dein Körper muss darauf reagieren. Deswegen ist es total logisch. Er ist einfach keine Maschine.
Schmerzen fühlen sich schlecht an. Man hat das Gefühl, man hat etwas falsch gemacht. Aber in diesem Fall ist es oftmals überhaupt nicht so.
Geduld als heilende Kraft: Dein Körper braucht Zeit
Du darfst in der Recovery-Phase geduldig sein. In dieser Übergangsphase, die nicht immer unbedingt leicht ist, das weiß ich natürlich auch, darfst Du geduldig sein. Und ganz, ganz wichtig: Mache weiter. Also gib Deinem Körper weiterhin die Nahrungsmenge oder neue Lebensmittel. Geh nicht zurück und denk Dir: „Oh nein, mein Körper kann das nicht und das ist falsch, dass ich das habe.“ Unbedingt nicht, sondern geh da natürlich weiter.
Geduld ist im Prinzip kein passiver Tipp, sondern wirklich aktive Körperarbeit. Du gibst ihm nämlich das, was er braucht, und lässt ihn dadurch einfach heilen. Und das darfst Du Dir natürlich auch einfach immer wieder bewusst machen.
Man hat nämlich oft das Gefühl, dass man gar nicht so viel macht. Aber Du machst sehr viel, indem Du geduldig bist, indem Du auf ihn hörst, indem Du auf ihn eingehst und ihm Zeit gibst. Und damit machst Du das Allerallerwichtigste.
Ich kann Dir aus eigener Erfahrung sagen, dass sich das ganze Thema auch wieder einpendeln wird. Je gesünder Dein Körper wird, je mehr Du ihm auch wieder vertraust, desto besser wird das ganze Thema natürlich auch. Wirklich entscheidend ist, dass Du ganzheitlich an Deiner Essstörung arbeitest. Sodass Deine Verdauungsprobleme nachhaltig besser werden.
Wie ich gelernt habe, meinem Körper wieder zu vertrauen
Ein Wendepunkt für mich war, als sich in meinem Kopf etwas verschoben hat. Ich habe angefangen, mich damit zu beschäftigen, was der Körper eigentlich für mich leistet. Vorher war alles komplett gegen mich und gegen meinen Körper.
Aber irgendwann habe ich mich dann damit auseinandergesetzt, warum das vielleicht so ist. Also warum er vielleicht so reagiert und was mir die Verdauungsprobleme vielleicht sagen. Mein Körper hat das ja nicht mit Absicht gemacht. Das hatte ja einen Grund.
Beispielsweise habe ich das mit den Darmbakterien erfahren. Wenn ich jahrelang einseitig esse und neue Dinge integriere, müssen sich erst Darmbakterien aufbauen, damit das verdaut werden kann. Das äußert sich halt über Bauchschmerzen. Generell, wenn man wenig isst, ist halt alles verlangsamt. Die Verdauung läuft langsamer. Dann geht halt alles einfach langsamer.
Ich habe mich also mit dem Körper an sich beschäftigt. Welche Aufgaben er eigentlich übernimmt. Und habe dadurch auch gemerkt, dass ich unterbunden habe, dass er überhaupt diese Aufgaben übernehmen kann. Das Ganze war ein Prozess.
Doch es war etwas anders. Ich wollte es diesmal. Vorher wollte ich das nicht. Ich wollte das nicht verstehen. Ich wollte das nicht haben. Ich wollte das weg haben. Aber da war das anders. Ich wollte, dass es besser wird und dass es mir auch besser geht.
Das hat den entscheidenden Unterschied gemacht. Nicht mehr gegen meinen Körper zu kämpfen, sondern zu verstehen, dass er die ganze Zeit versucht hat, mich am Leben zu halten. Die Verdauungsprobleme waren nicht seine Art, mich zu bestrafen. Sie waren einfach die logische Konsequenz dessen, was ich ihm angetan hatte. Und sie waren auch ein Zeichen dafür, dass er jetzt heilen wollte
Praktische Strategien gegen Panik und Zweifel
Was ich Dir wirklich als Tipp mitgeben möchte: Hör auf zu googeln. Versuche zu fühlen, was Dein Körper wirklich gebrauchen könnte. Beobachte Deine Symptome, versuche sie nicht zu bewerten und frag Dich wirklich: Was braucht mein Körper gerade?
Nicht: Was habe ich jetzt gerade falsch gemacht? Hätte ich das nicht vorher wissen müssen? Nein, versuch Dich wirklich zu hinterfragen, was Dein Körper gerade braucht.
Hör auf zu googeln oder Chat-GPT zu fragen oder wie auch immer und mach Dich da einfach nicht verrückt. Versuche wieder im Einklang mit Deinem Körper zu kommen und dass Ihr wieder gemeinsam auch kommuniziert. Dein Körper kommuniziert, Du ja irgendwie auch, aber Ihr kommuniziert nicht miteinander. Das darf natürlich auch einfach wieder geübt werden.
Konkrete Strategien für schwierige Momente:
Bei akuten Bauchschmerzen:
- Atme tief durch und konzentriere Dich auf Deine Umgebung.
- Sag Dir: „Das ist vorübergehend. Mein Körper heilt gerade.“
- Lege eine Wärmflasche auf Deinen Bauch.
- Mache einen kurzen Spaziergang, wenn möglich.
Wenn Panik aufkommt:
- Erinnere Dich daran: Das ist ein Zeichen von Veränderung, nicht von Versagen.
- Schreibe auf, was Du fühlst. Das hilft, die Gedanken zu sortieren.
- Rufe eine vertraute Person an oder schreibe ihr.
Wenn Du zweifelst:
- Überlege: Wie lange habe ich meinen Körper vernachlässigt? Gebe ich ihm jetzt genug Zeit?
- Führe ein Symptomtagebuch. So siehst Du auch kleine Fortschritte.
- Feiere kleine Erfolge. Jeder Tag, an dem Du weiter isst, ist ein Sieg.
Verdauungsprobleme in der Recovery sind nicht das Ende Deines Weges, sondern ein Teil davon. Sie sind ein Zeichen dafür, dass Dein Körper sich verändert, heilt und wieder lernt, zu funktionieren.
Die wichtigsten Punkte, die Du Dir merken darfst:
Dein Körper ist nicht kaputt. Er war im Überlebensmodus und braucht jetzt Zeit, um wieder hochzufahren.
Verdauungsprobleme bedeuten nicht, dass Du etwas falsch machst. Sie sind eine normale Reaktion auf die Veränderung.
Geduld ist Deine stärkste Waffe. Heilung braucht Zeit. Gib Deinem Körper diese Zeit.
Du kannst Deinen Körper sanft unterstützen. Zum Beispiel mit Flohsamenschalen, Leinsamen, Kurkuma, Wärme und Entspannung. Aber die wichtigste Unterstützung ist, dass Du weiter isst und an Deiner Essstörung arbeitest.
Du bist nicht allein. Fast jede Frau in der Recovery hat mit diesen Problemen zu kämpfen. Das macht Dich nicht schwach oder falsch.
Hör auf Deinen Körper, nicht auf Google. Lerne wieder, mit Deinem Körper zu kommunizieren, statt gegen ihn zu arbeiten.
Die Tipps in diesem Artikel sind Anker und Unterstützung auf Deinem Weg. Doch jede Heilungsgeschichte ist einzigartig, auch Deine. Manchmal ist der heilsamste Schritt, die eigene Situation in einem sicheren Rahmen auszusprechen, um Klarheit für den weiteren Weg zu gewinnen.
Da ich diesen Weg selbst gegangen bin, biete ich Dir genau diesen Raum an. Wenn Du spürst, dass ein offenes Gespräch der richtige nächste Schritt für Dich sein könnte, melde Dich gern.
Du hast es verdient, ein freies, leichtes Leben zu führen. Ein Leben, in dem Essen wieder Freude macht und Dein Bauch nicht Dein Feind ist.
Alles Liebe, Deine Janina
„Wenn Du etwas neues lernst, ist der Schlüssel Wiederholung nicht Perfektion.“
James Clear
FAQ – Häufig gestellte Fragen zum Thema Verdauungsprobleme bei Essstörungen
Antwort: Das ist sehr individuell. Bei manchen dauert es Wochen, bei anderen mehrere Monate. Das hängt davon ab, wie lange die Essstörung bestand, wie ausgeprägt sie war und wie konsequent Du jetzt in der Recovery bist.
Wichtig ist: Auch wenn es Monate dauert, heißt das nicht, dass Du etwas falsch machst. Dein Körper braucht einfach seine Zeit. Mit jedem Tag, an dem Du ihm gibst, was er braucht, arbeitest Du aktiv an Deiner Heilung.
Gib Deinem Körper Zeit. Du darfst Dir auch immer wieder bewusst machen: Wie lange habe ich meinen Körper gequält? Bin ich da gerade vielleicht einfach zu ungeduldig?
Quelle:
Sato, Y., & Fukudo, S. (2015). Gastrointestinal symptoms and disorders in patients with eating disorders. Clinical Journal of Gastroenterology.
Antwort: Ja, das ist völlig normal. In der Recovery kann es sein, dass sich Wasser im Bauchbereich ansammelt oder dass durch Verstopfung der Bauch vorübergehend größer wirkt. Das ist nicht dasselbe wie eine Fettzunahme und reguliert sich mit der Zeit.
Dein Körper speichert in der Anfangsphase oft erstmal am Bauch, weil er die lebenswichtigen Organe schützen möchte. Mit der Zeit verteilt sich das Gewicht gleichmäßiger. Hab Vertrauen in Deinen Körper.
Quelle:
Gaudiani, J. L., et al. (2016). „Bloating“ in the Anorexia Nervosa Spectrum. International Journal of Eating Disorders.
Antwort: Bei akuten Schmerzen können Dir folgende Maßnahmen helfen:
• Wärmflasche oder Kirschkernkissen auf den Bauch legen
• Sanfte Bauchmassage im Uhrzeigerseigersinne
• Fencheltee oder Kamillentee trinken
• Atemübungen: Tief in den Bauch atmen
• Entspannte Position: Lege Dich hin und ziehe die Knie leicht an
• Leichte Bewegung: Ein kurzer, langsamer Spaziergang kann helfen
Wenn die Schmerzen sehr stark sind oder nicht nachlassen, geh zum Arzt. Lieber einmal zu viel als zu wenig.
Quelle:
Van Tilburg, M. A., et al. (2014). Self-management of functional abdominal pain. The Journal of Pediatrics.
Antwort: Nicht automatisch. In den meisten Fällen bedeuten Bauchschmerzen nach dem Essen, dass Dein Körper sich noch an das Lebensmittel gewöhnen muss. Besonders bei Lebensmitteln, die Du lange gemieden hast.
Wenn Du das Gefühl hast, dass da wirklich eine Unverträglichkeit sein könnte, dann solltest Du natürlich zum Arzt gehen. Aber oft ist es einfach der Aufbau der Darmbakterien, der Zeit braucht.
Wichtig: Wenn Du jetzt aufhörst, das Lebensmittel zu essen, werden die Darmbakterien wieder abgebaut. Beim nächsten Mal hast Du wieder Schmerzen. Wenn Du durchhältst und das Lebensmittel regelmäßig isst, gewöhnt sich Dein Körper daran.
Bei echten Intoleranzen (Laktose, Gluten etc.) ist das anders. Das solltest Du ärztlich abklären lassen. Aber verwechsle bitte nicht die vorübergehenden Recovery-Symptome mit echten Unverträglichkeiten.
Quelle:
Mehler, P. S., & Brown, C. (2015). Anorexia nervosa – medical complications. Journal of Eating Disorders.
Quellenverzeichnis des Artikels:
- Han, H., et al. (2021). The effects of flaxseed on constipation: A systematic review and meta-analysis of randomized controlled trials. Food Science and Human Wellness.
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