Umgang mit Essgestörten – Tipps für Angehörige

Kategorie: Bulimie | Essstörung

Datum: 16.09.2022

In dem heutigen Artikel möchte ich einmal ein paar wichtige Punkte zusammen tragen, an denen sich Angehörige im Umgang mit Betroffenen einer Essstörung orientieren können. 

Dieser Artikel soll aber auch für Dich und alle anderen Betroffenen einer Essstörung eine Unterstützung sein. Falls Du ein Problem damit hast, Deinen Liebsten gegenüber zu kommunizieren, wie sie sich Dir gegenüber verhalten sollen. Dann möchte ich Dir mit diesem Artikel etwas an die Hand geben, dass Du Deinen Freunden, Partnern, Familienangehörigen oder sonstigen Dir nahestehenden Personen empfehlen kannst. Damit diesen einen Überblick bekommen, wie sie sich Dir gegenüber am besten Verhalten können.

Meine Idee ist, dass Du diesen Personen einfach den Link zu diesem Artikel schicken kannst, damit diese besser verstehen, wie sie sich Dir gegenüber verhalten sollten. Dafür ist es natürlich wichtig, dass du diesen Artikel auch selbst liest, um Beurteilen zu können, ob er auf Deine Situation passt.

Außerdem möchte ich Dich bitten, sofern Du weitere Punkte hast, die ich in diesem Artikel nicht aufgeführt habe, mir diese zukommen zu lassen. Sofern einige Punkte mehrfach genannt werden, werde ich diese in den Text einfügen.

Zusätzlich dürft ihr mir gerne eure Meinung schreiben, falls etwas hier in diesem Text eurer Meinung nach nicht passt. Ich werde dann, sofern die Punkte öfter angemerkt werden, diese aus dem Text entfernen. Dadurch soll sichergestellt sein, dass die bestmögliche „Anleitung“ entsteht.

Umgang mit Essgestörten – Wie kann ich den Betroffenen helfen?

Das wichtigste zuerst: Als Angehöriger kannst Du Betroffene nicht zu einer Veränderung überreden oder überzeugen. Es ist wichtig zu akzeptieren, dass Wunsch und die Motivation zur Heilung von der Betroffenen selbst kommen muss. Denn niemand von außen kann den Wunsch zur Heilung in jemand anderen einpflanzen.

Wenn die Betroffene selbst noch nicht erkannt hat, dass sie unter einer schweren Krankheit leidet und Hilfe benötigt, ist es quasi unmöglich, dieser Person zu helfen.

Natürlich können Behandlungsmöglichkeiten vorgeschlagen und Lösungswege aufgezeigt werden. Allerdings sollte hier keinerlei Druck aufgebaut werden. Dies führt schlimmstenfalls nur dazu, dass sich die Betroffene noch weiter in die Essstörung flüchtet, weil der Druck für sie von außen einfach zu groß wird.

Um es nochmals zu verdeutlichen: Es sollte keinerlei Druck der Betroffenen gegenüber aufgebaut werden. Dies würde nur dazu führen, dass die Betroffene tiefer in die Essstörung fällt. Dazu gehören beispielsweise Aussagen wie: “Wenn Du Deine Essstörung nicht loswirst, trenne ich mich von Dir.”  Diese oder ähnliche Aussagen führen garantiert zu keiner Lösung des Problems. Im Gegenteil, mit so einem Verhalten werden die Partner (oder sonstige Personen) zum Teil des Problems und verstärken die Krankheit dadurch nur noch weiter.

Der Umgang mit Essgestörten und die knifflige Situation der Angehörigen

Als Angehöriger ist es eine sehr schwierige Situation. Dies führt dazu, dass sich viele Angehörige oftmals total alleine und hilflos fühlen. Natürlich ist dieses Gefühl nicht ganz unbegründet, denn auf eine gewisse Weise können sie der Betroffenen nicht helfen und schon gar nicht heilen. Doch sich auf das Negative zu konzentrier wird zu keiner Lösung führen. Daher fokussieren wir uns auf die Lösungen. Denn es gibt auch Dinge, die Du zur Unterstützung tun kannst.

Zunächst möchte ich Dich darauf hinweisen, dass es auch für Dich als Angehöriger sinnvoll sein kann, Dir Unterstützung zu suchen. Dafür kannst Du zum Beispiel zu einer Beratungsstelle oder in eine Selbsthilfegruppe für Angehörige gehen. Also zögere nicht und hole Dir Hilfe, wenn Du mit der Situation überfordert bist und/oder Dich starke Schuldgefühle quälen.

Wie geht man mit Menschen um, die eine Essstörung haben?

Im Umgang mit Personen in einer Essstörung ein weiterer wichtiger Punkt, dass Du Dich selbst nicht vernachlässigst. Das mag im ersten Moment vielleicht etwas paradox klingen. Allerdings hilft genau dies dabei, dass die Betroffene den Freiraum hat, um sich selbst zu finden und abzugrenzen. Du gehst dann als Angehöriger mit einem guten Beispiel voran.

Damit es etwas besser zu verstehen ist, was ich meine: Du sollst Dein Leben nicht zurückstellen und um die Erkrankung herum aufbauen. 

Denn dies könnte dazu führen, dass Du in eine „Co-Abhängigkeit“ rutscht. Doch auch wenn Du nicht in eine „Co-Abhängigkeit“ rutscht, würdest Du mit diesem Verhalten der Betroffenen jeglichen Raum für ihre eigene Entwicklung nehmen. 

Also treffe Dich weiter mit Deinen Freunden und gehe Deinen Hobbys nach. Ich könnte auch sagen, halte Dein “normales Leben” so weit wie möglich bei. Es sollte einfach so ähnlich ablaufen, als wäre keine Person mit einer Essstörung in Deinem Umfeld.

Denn die Betroffene muss lernen, für ihr eigenes Leben Verantwortung zu übernehmen. Darüber hinaus muss die Betroffene herausfinden, wer sie überhaupt sind. Hierzu ist es notwendig, dass sie lernen, was ihnen guttut. Denn letztendlich kann nur die Betroffene selbst wissen, was sie möchte und ihr guttut.

Durch ein zu starkes Einwirken als Angehöriger unterdrückst Du den Raum für die Entwicklung der Person mit einer Essstörung.

Hier kannst Du als Angehöriger die Betroffene am besten unterstützen, indem Du sie so annimmst und liebst, wie sie ist. Außerdem solltest Du akzeptieren, dass nur die Betroffene weiß, was ihr guttut. Das bedeutet zum Beispiel auch nicht, die Betroffene bei der Wahl des Heilungsweges zu beeinflussen. Als Beispiel folgende Aussage: „Du solltest am besten in eine Klinik gehen.“ 

Woher solltest Du wissen, dass dieser Weg der beste ist? Kannst Du Dir zu 100 % sicher sein, dass Du mit Deiner Meinung richtig liegst?

Umgang mit essgestörten

Wie spreche ich mit einer Person in einer Essstörung?

Ich möchte diese Frage in zwei Unterkategorien aufteilen. Die erste Variante ist, dass eine Betroffene von sich aus auf Dich zu kommt. Das heißt, sie spricht ihr Problem Dir gegenüber selbst an.

Die zweite Variante wäre, dass Du Dir nicht sicher bist, ob eine Erkrankung vorliegt. Also in dieser Variante geht es darum, dass Du von Dir aus eine Person anspricht, ohne das sie zuvor auf Dich zugekommen ist. In dieser Situation besteht auch die Gefahr, dass Du mit Deiner Vermutung richtig liegst, jedoch die Person sich selbst ihre Erkrankung nicht bewusst ist oder sich selbst diese noch nicht eingestehen kann. Natürlich kann es auch einfach sein, dass es ihr Dir gegenüber einfach nur total unangenehm ist und sie es deshalb abstreitet.

Umgang mit Betroffener einer Essstörung – Ich werde angesprochen

Sollte sich Dir gegenüber eine Person mit einer Essstörung anvertrauen, kannst Du Dir sicher sein, dass dieser Schritt für die Person sehr schwer war. Dementsprechend sensibel solltest Du auch reagieren.

Wenn sich Betroffene gegenüber anderen öffnen, kann dies ein erster Schritt auf dem Weg zur Heilung sein. Daher solltest Du dieser Person in einem Gespräch unbedingt das Gefühl von Verständnis für ihre Position entgegenbringen. Der Fokus sollte darauf liegen, der Person zuzuhören und ihr den Raum zu geben, den sie benötigt, damit sie sich öffnen kann.

Du solltest Dich durch dieses „Geständnis“ auch nicht irgendwie unter Druck setzen. Denn es ist nicht nötig, gleich für alle Probleme eine Lösung zu suchen oder zu präsentieren. Das Wichtigste ist, dass Du einfach offen zuhörst und der Betroffenen signalisieren, das sie okay ist, so wie sie ist. 

Solltest Du bedenken haben oder etwas äußern, was Dir bei der Person aufgefallen ist, wähle immer die „Ich-Form“. 

Umgang mit Betroffener einer Essstörung – Ich möchte ansprechen

Wenn Du eine Betroffene direkt ansprechen möchtest, ist es wichtig, dass Du sehr vorsichtig und behutsam vorgehst. Hierbei solltest Du natürlich auch den Ort und die Zeit beachten. Es ist zu empfehlen, dies an einem ruhigen Ort und in einer entspannten Atmosphäre zu machen, die die betroffene Person kennt und an dem sie sich wohlfühlt. Also nicht irgendwie zwischendurch oder in einer Situation, wo aus irgendeinem Grund Zeitdruck herrscht.

Beachte bei allen Dingen, die Du ansprichst, dass Du dies unbedingt in der „Ich-Form“ machst. Also wenn Du etwas ansprichst, dann erzähle einfach das, was Du selbst wahrnimmst bzw. welche Veränderungen Du an der Person festgestellt hast. 

Du solltest es absolut vermeiden, der Person in irgendeiner Art und Weise Vorwürfe zu machen. Zusätzlich sollte nicht das Thema Gewicht oder Essen im Vordergrund stehen, sondern die beobachteten Verhaltensänderungen. 

Außerdem solltest Du damit rechnen, dass die Betroffene die von Dir vorgetragenen Beobachtungen einfach abstreiten oder Dir gegenüber möglicherweise sogar wütend reagieren. Hier musst Du dann akzeptieren, dass Du erst einmal nichts weiter machen kannst. Das Einzige, was Du der Betroffenen anbieten solltest, ist, dass Du jederzeit für ihn da bist, wenn sie Hilfe braucht und dann das Thema für Dich erst einmal abschließen.

Es wäre in diesem Fall sogar eher kontraproduktiv, wenn Du nun anfängst, die Betroffene zu bedrängen. Die Betroffene ist nicht für Deine Gefühle verantwortlich. Das heißt, wenn Du denkst, dass Du etwas tun musst oder glaubst, dass Du Deinen Angehörigen im Stich lässt, dann ist dies erst mal Dein Thema. Hierfür wäre der Besuch einer Beratungsstelle sinnvoll, dort erhältst Du Unterstützung. 

Meine Freundin hat eine Essstörung, was kann ich tun?

Wie schon zuvor geschrieben, muss der Wille zur Heilung von der Betroffenen selbst kommen. Ansonsten kannst Du das tun, was ich zuvor beschrieben habe. 

Du kannst versuchen, die Betroffene zu einer Beratung zu motivieren und ihr Hoffnung machen. Allerdings ohne irgendwelchen Druck auszuüben. Es ist sicherlich sinnvoll, einmal alle Möglichkeiten aufzuzählen und auf anonyme Beratungen im Internet oder bei einer Telefon-Hotline hinzuweisen.

Doch so schwer es auch ist. Du darfst die Betroffene nicht unter Druck setzen. Nur sie alleine kann und muss entscheiden, wann und von wem sie Hilfe in Anspruch nehmen möchte.  

Solange man sich die Krankheit nicht eingesteht und keine Bereitschaft besteht, etwas zu ändern, ist es unmöglich, der Betroffenen zu helfen.

Natürlich heißt das nicht, dass Du eine Betroffene alleine lassen sollst, denn Du kannst sie trotzdem wie zuvor bereits beschrieben unterstützen. Wenn Du helfen möchtest, frage die Betroffene einfach, womit Du ihr helfen kannst und was sie braucht.

Zum Schluss noch ein Hinweis stelle alle Themen rund um Essen und Gewicht nicht in den Vordergrund, da dies oftmals nur Symptome sind. Denn häufig liegt die Ursache bei Themen wie zum Beispiel Minderwertigkeitsgefühlen, Beziehungsprobleme oder Bedürfnisse.

Ansonsten kannst Du Dich bei Fragen auch jederzeit an mich wenden.

Liebe Grüße

Deine Janina

Menschen zu finden, die mit uns fühlen und empfinden, ist wohl das schönste Glück auf Erden.

Carl Spitteler

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