Gefangen von der Sportsucht? Wege zur Balance

Kategorie: Körper

Datum: 04.09.2023

Sportsucht oder Sportzwang treten häufig zusammen mit einer Essstörung auf, daher schreibe ich heute zu diesem wichtigen Thema. Ich möchte in diesem Artikel mit Dir über die Ursachen der Sucht sprechen, die Folgen, Symptome und wie Du die Sportsucht überwinden kannst. Hast Du Dich schonmal gefragt, ob Du sportsüchtig bist? Kannst Du auch mal ohne, oder hast Du das Gefühl, Sport treiben zu müssen? Es ist oftmals ein schmaler Grad und die Grenzen verschwimmen wahrscheinlich teilweise. Hier muss jeder ganz ehrlich zu sich sein und darf sich nicht belügen.

Ist sportliche Betätigung der einzige Weg, um negative Gefühle loszuwerden? Dann schaue einfach mal genauer hin. Kannst Du Dir ein Leben ohne Training vorstellen? Wieso nicht? Möglicherweise merkst Du tief in Dir, dass Du es eher zwanghaft als aus Freude machst. Bist Du wirklich frei, wenn Du nicht ohne Bewegung kannst? Wenn Du ins Fitnessstudio gehst, obwohl Du eigentlich lieber mit Deinen Freundinnen zusammen shoppen gegangen wärst? Ich gehe im Laufe des Textes noch genauer darauf ein. Ich möchte, dass Du wieder eine gesunde Beziehung zum Sport aufbauen kannst. Allerdings weiß ich, dass es alles andere als einfach ist, wenn es vorher eine Sucht war. 

5 Frauen auf einer Wiese als Symbol für den Weg der Balance und das überwinden der Sportsucht

Was sind bei einer Sportsucht die Symptome?

Doch woran erkennst Du überhaupt, dass Du unter Sportsucht leidest? Dafür möchte ich Dir ein paar der typischen Anzeichen einer Sportsucht nachfolgend aufführen:

  • Dein Sportprogramm machst Du nicht aus Freude an der Bewegung, sondern eher aus einem Zwang (Bewegungszwang). Du hast das Gefühl, dass Du Sport noch erledigen musst.
  • Wenn Du einmal keinen Sport treiben kannst, treten wie bei anderen Suchterkrankungen Entzugserscheinungen auf. Dies können zum Beispiel folgende sein: Du fühlst Dich depressiv, Du bist nervös oder gereizt, hast Schuldgefühle, Schlafstörungen, Magen-Darm-Probleme.
  • Du brauchst immer mehr. Damit Du das gute Gefühl nach dem Training hast, musst Du Dein Pensum immer weiter steigern. Das kann bedeuten, dass Du immer mehr Einheiten machst, intensiver trainierst oder immer längere Trainingseinheiten machst.
  • Du machst keine Pausen. Selbst bei Krankheit oder Verletzungen trainierst Du weiter.
  • Es kann ein Kontrollverlust, ähnlich wie bei Alkohol oder Drogenabhängigen, auftreten. Genau wie bei diesen Erkrankungen nehmen Betroffene ihr Verhalten wie ferngesteuert wahr. Nur dass sie nicht zum Alkohol oder Drogen greifen, sondern Sporttreiben.
  • Für Sportsüchtige steht Sporttreiben an erster Stelle. Das heißt, Freunde oder Familie kommen erst an zweiter Stelle. Das kann zu Konflikten mit dem Partner, Freunden oder Familie führen, da diese vernachlässigt werden. Dies kann zu sozialer Isolation führen.

Dieses exzessive Sporttreiben ist auf Dauer nicht gesund. Solltest Du Dich in den übrigen Punkten wieder erkennen, solltest Du Dir unbedingt Hilfe holen.

Sport ist mein Leben oder bin ich sportsüchtig?

Das Thema Sportsucht ist kein leichtes und ob tatsächlich eine Sportsucht vorliegt, muss immer im Einzelfall bewertet werden. Das Problem ist, dass es gesellschaftlich anerkannt ist, viel zu trainieren. Am Anfang bekommst Du Lob, Anerkennung, Aufmerksamkeit und andere bewundern Dich für Deine Disziplin. Es ist ähnlich wie bei Leuten, die in eine Magersucht rutschen. Doch wenn es dann langsam außer Kontrolle gerät und Du Dich selbst zerstört, geht es Dir immer schlechter, auch wenn Du den Schein nach außen hin aufrechterhältst. Dabei ist genau das der entscheidende Punkt: Zerstörst Du Dich selbst oder hörst Du auf Deinen Körper? Das ist der schmale Grad zwischen süchtig nach Bewegung und Fokus auf Gesundheit. Denn Sport ist gesund, aber nur bis zu einem gewissen Maß. Sobald sich Dein Sportverhalten in ein Suchtverhalten verwandelt, solltest Du aktiv werden.

Dabei kann die Sportsucht grundsätzlich in zwei Kategorien eingeteilt werden. Die eine ist die primäre Sportsucht und die andere die sekundäre Sportsucht. Die Primäre ist eine Verhaltenssucht, für die es keine offizielle Definition gibt und keine Diagnose nach ICD-11 oder DSM-5. Hier steht die sportliche Aktivität im Vordergrund und es spielt überhaupt keine Rolle hierdurch abzunehmen oder eine bestimmte Figur zu erreichen.

Bei der sekundären Sportsucht steht die sportliche Aktivität nicht an erster Stelle, sondern ist mehr Mittel zum Zweck. Es steht nicht im Vordergrund, bestimmte Leistungen zu erreichen, sondern Kalorien einzusparen oder Gewicht X zu erreichen. Dies erinnert an Essstörungen, oder?

Essstörung und süchtig nach Sport?

In einigen Fällen tritt Sportsucht bei Magersucht oder Bulimie als eine Art Begleiterscheinung auf. Hier wird in einigen Fällen auch von der Anorexia Athletica gesprochen. Die Anzeichen für eine Sportsucht in einer Essstörung sind grundsätzlich die gleichen wie zuvor geschrieben. Nachfolgend noch weitere Beispiele:

  • Du pausierst Dein Training nicht einmal, wenn Du verletzt oder krank bist.
  • Treffen mit Freunden oder Unternehmungen mit Partner oder Familie sind nicht so wichtig wie Dein Workout.
  • Sport und Bewegung sind für Dich dazu da, um Kalorien zu verbrennen.
  • Wenn Du einmal ein Workout ausfallen lässt, fühlst Du Dich schuldig und hast mit starken Gewissensbissen zu kämpfen.
  • Alleine die Idee, Dein Trainingspensum zu reduzieren, macht Dir Angst und stresst Dich.
  • Egal wie viel Du trainierst, Dein Sportpensum ist immer zu wenig für Dich oder es könnte immer noch mehr sein.

Du findest Dich in einem der Punkte wieder? Dann solltest Du Dein Verhältnis zum Sport auf jeden Fall einmal hinterfragen.

2 kleine Mädchen spielen im Wasser

Was sind bei einer Sportsucht die Ursachen?

Wieso lehnst Du Dich und Deinen Körper so ab? Wieso hast Du überhaupt diese Sucht entwickelt? Sport zu treiben, ist natürlich nur ein Symptom. Das ist wie bei der Essstörung, bei der das Essen nicht das Problem ist (Ursachen einer Essstörung). Also zuerst einmal solltest Du erkennen, dass Sport nicht die Ursache ist. Doch was ist dann die Ursache? Diese ist natürlich nicht pauschal bei jedem gleich. Es kann zum Beispiel sein, dass Du ein niedriges Selbstwertgefühl hast und dieses über Dein Training steigerst. Genauso gut kann es sein, dass Du Dich nicht magst oder mit Deinem Körper unzufrieden bist.  Möglicherweise kennst Du das schlechte Gewissen, was Dich plagt, wenn Du mal einen Tag keinen Sport treiben kannst. Jetzt frage Dich einmal, was für Gedanken kommen da hoch?

Vielleicht ist es sowas wie:

  • „Ich bin zu faul.“
  • „So werde ich nie meinen Traumkörper erreichen.“
  • „Dann muss ich heute unbedingt darauf achten, weniger zu essen.“

Die Gedanken, die dann hochkommen, können Dich zu den Gründen führen. Dabei war es keine bewusste Entscheidung den Sport als Sucht zu wählen. Dies hat sich mit der Zeit durch verschiedene Entscheidungen entwickelt. In dieser Zeit haben sich Verbindungen und Verknüpfungen aufgebaut, die es nun gilt aufzulösen. Dafür lohnt es sich, die Hintergründe anzuschauen. Hierzu später mehr.

Die Folgen einer Sportsucht

Treibst Du exzessiv Sport? Hast Du vielleicht sogar schon gesundheitliche Probleme? Dann hast Du sehr wahrscheinlich schon einige Warnungen Deines Körpers überhört. Fall Du also erste Probleme wie zum Beispiel:

  • Ermüdungserscheinungen
  • Häufig extremer Muskelkater
  • Zerrungen oder Verstauchungen
  • Öfter kleiner Krankheiten wie Erkältungen

hast, dann nimm diese ernst und mache eine Pause. Ignoriere diese Signale Deines Körpers auf keinen Fall. Falls Du nicht mehr die Leistungen wie vorher schaffst oder „schwächer“ wirst, sind dies ebenso Anzeichen für eine Pause. Manchmal hilft es, weniger zu machen, um mehr zu erreichen. Falls Du diese Signale ignorierst, dann wirst Du langfristig körperliche Schäden davontragen. Klar, grundsätzlich ist körperliche Aktivität gesund. Doch um fit und gesund zu bleiben, brauchst Du keine Sportsucht, die das Gegenteil bewirkt.

Mögliche Folgen von Sportsucht sind langfristig:

  • Schäden an Gelenken und Knochen
  • Schwaches Immunsystem
  • Schäden an Sehnen, Bändern und Muskeln.
  • Ausbleiben der Regelblutung
  • Hormonstörungen
  • Osteoporose

Falls Du bei grippalen Infekten oder Schnupfen weiter trainierst, kann es zu einem Kollaps oder Herzstillstand kommen. Die gesundheitlichen Folgen sind nicht zu unterschätzen. Daher nimm die Sportsucht nicht auf die leichte Schulter und suche Dir professionelle Hilfe.

Sportsucht: Was kann ich tun?

Du möchtest wieder okay damit sein, mal einen Tag oder eine Woche keinen Sport zu machen? Du möchtest die Sportart machen, auf die Du Lust hast und magst es eigentlich gar nicht, im Fitnessstudio zu trainieren? Du möchtest so trainieren, wie es der Körper verlangt und ihm die Pausen geben, die er braucht? Dann solltest Du Dir die Hintergründe der Sportsucht anschauen. Frage Dich selbst einmal ehrlich, wieso Du die Bewegung so sehr brauchst? Weitere Fragen wären:

  • „Warum lehne ich mich ab?“
  • „Was darf ich in meinem Leben loslassen, was mir in meinem Leben nicht guttut?“
  • „Wie kann ich ein neues Gefühl aufbauen?“

Bedenke dabei, dass das Ganze ein Prozess ist. Dieser Weg führt Dich jedoch zu Freude und Frieden. Die Ursprünge des Ganzen liegen oftmals viel tiefer. Vielleicht hilft Dir auch mein kostenloser Videokurs, dort behandle ich das Thema Ursprung der Essstörung. Allerdings können Dir die Fragen und Übungen auch bei einer Sportsucht helfen. Beim Sport ist genau wie beim Essen, es ist nur ein Symptom. Für diese Symptome gibt es Gründe und diese gilt es aufzulösen. 

Du bist nicht undiszipliniert

Besonders gefährlich ist, dass Sport leistungsorientiert ist und dies von der Gesellschaft anerkannt und gefördert wird. Das bedeutet, wenn Du täglich Sport treibst, hörst Du vielleicht öfter Sätze wie:

  • „Ich wäre auch gerne so diszipliniert wie Du.“
  • „Wie machst Du das nur, dass Du Dich immer aufraffen kannst.“
  • Etc.

Diese Sätze sind gefährlich, sobald Du keinen Spaß mehr am Sport hast und es eher zwanghaft ist. Hörst Du nun auf, fehlt Dir möglicherweise die Bestätigung von anderen. Außerdem können Gedanken wie: „Ich bin undiszipliniert und faul“ aufkommen. Lass mich Dich beruhigen, solche Gedanken sind total normal, wenn Du plötzlich nicht mehr trainierst.

Doch diese Gedanken darfst Du mit der Zeit loslassen. Indem Du sie loslässt, schaffst Du Platz für etwas Neues. Den Weg zu Dir selbst. Auf diesem Weg können schlechte Gefühle sehr stark werden, doch das ist in Ordnung. Sobald Du Dich mit diesen Gefühlen auseinandergesetzt hast, wirst Du inneren Frieden erreichen. Daher ist es essenziell, Dich mit Deinen Gefühlen auseinanderzusetzen. Bedenke dabei, dass das Loslassen nicht von heute auf morgen passiert. Setze Dich also nicht unter Druck.

Weitere Tipps:

Der radikale Weg wäre es, bei einer Sportsucht eine Sportpause einzulegen. Der folgende Gedanke kann auf diesem Weg helfen: „Mein Körper braucht diese Ruhe und diese gebe ich ihm.“ Diese Entscheidung ist der bewusste Schritt, Kontrolle abzugeben. Dieser Gedanke kann Dir im ersten Moment Angst machen. Doch das ist ein gutes Zeichen, denn Deine Angst zeigt Dir an, wo der Weg für Dich ist. Indem Du für Dich selbst akzeptierst, in dieser Phase keinen Sport mehr zu machen, wirst Du diese Angst überwinden. Dadurch wirst Du enorm wachsen und stolz auf diese Leistung zurückblicken. Denn die vermeintliche Kontrolle beschützt Dich vor Deinen Gefühlen, die Du nicht fühlen möchtest. 

Falls Dir dieser Schritt zu radikal ist, kannst Du auch langsamer vorgehen. Dafür kannst Du anfangen, Dein Training schrittweise zu verkürzen oder intensive Ausdauer-Einheiten durch Spaziergänge oder Yoga ersetzen. Doch wie gesagt, dies ist nur das Arbeiten an den Symptomen, beschäftige Dich mit den Gründen und mache die innere Arbeit. Danach kannst Du anfangen, erst einmal ohne Plan zu trainieren und freier zu trainieren.

Dadurch lernst Du besser, auf Deinen Körper zu hören und ihm das zu geben, was er benötigt. Vielleicht ist es ein Tag Yoga und am nächsten Tag eine andere sportliche Aktivität. Lerne hier auf Deinen Körper zu hören und probiere Neues aus. Sei in dieser Phase nett zu Dir und gebe Dir die Zeit, die Du und auch Dein Körper benötigt. Falls Du Unterstützung benötigst, melde Dich gerne bei mir und wir schauen gemeinsam, wie ich Dich unterstützen kann.

Liebe Grüße Deine Janina

„Auch aus Steinen, die in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen.“

Johann Wolfgang von Goethe

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