Hallo meine Liebe, heute möchte ich Dir mein Geschichte erzählen. Du wirst erfahren wie sich meine Essstörung entwickelt hat und wie ich den Weg heraus geschafft habe. Ich habe 12 Jahre gebraucht, um zu realisieren, dass ich so nicht mehr weiterleben kann und möchte. Wie alles anfing erfährst du in meiner Geschichte – Teil 1.
Alles begann im Januar 2008 mit einer Diät. Ich fühlte mich nicht mehr wohl und wollte etwas ändern. Zuerst begann ich auf Kuchen und Kekse zu verzichten. Da mir das nicht so schwer viel, wie anfangs gedacht, strich ich einfach alle Süßigkeiten. Zu meinem Erstaunen bekam ich sogar schon erste Komplimente, für meine Abnahme. Diese Erfahrung bestärkte mich nur noch weiter, dass ich mich auf dem richtigen Weg befand. Während die anderen aßen, lehnte ich es ab zu essen. Dieses Gefühl so diszipliniert zu sein machte mich unglaublich glücklich und innerlich fühlte ich mich den anderen unfassbar überlegen.
Bald wurde es zu meinem Hobby mich mit Kalorien und Nahrungsmitteln zu beschäftigen. Jeden Tag las ich stundenlang in Koch- oder Backbüchern. Die Rezepte, die ich nachkochte – oder backte waren natürlich nur für meine Familie und Freunde gedacht. Dadurch, dass ich selbst nichts davon aß, fühlte ich mich extrem gut und war so stolz auf mich. Natürlich machte ich zu der Zeit auch sehr viel Sport, da Nahrungsverzicht allein für mich nicht ausreichte.
Dann begann ich langsam zu realisieren, dass es auch Schattenseiten gibt…

Wenn ich etwas essen sollte, ging es mir zunehmend schlechter. Besonders schlimm war dies bei Restaurantbesuchen oder auf Geburtstagsfeiern. Das Essen wurde für mich zu einer Bestrafung. Sobald ich in meinen Augen etwas zu viel gegessen hatte, fühlte ich mich absolut ekelig und fett. Es war so schlimm das ich oftmals einfach nur weinen musste und gar nicht mehr aufhören konnte. Für mich kam erschwerend hinzu, dass keiner aus meinem Umfeld verstand warum ich nichts essen wollte. Manchmal hatte ich auch das Gefühl das niemand versuchen wollte, es zu verstehen.
Da ich mit niemandem über meine Gefühle sprechen konnte, ging ich irgendwann aus eigenem Antrieb los, um mir Hilfe zu suchen. Diese fand ich bei der Diakonie, wo ich mit einer sehr lieben Frau sprechen konnte. Alleine die Möglichkeit zu haben, nur mit jemanden zu sprechen, tat mir in den Momenten sehr gut, jedoch wusste ich zu diesem Zeitpunkt immer noch nicht was mit mir los ist. Ich nahm einfach immer weiter ab.
Da ich mitten im Abitur steckte wollte ich auf keinen Fall in eine Klinik. Daher begann ich wieder zu essen. Innerhalb von 5 Monaten nahm ich dann auch 15kg zu. Mein ganzes Umfeld war sichtlich erleichtert. Für alle war ich nun wieder gesund. Das war aber nur das, was mein Umfeld glauben wollte. In mir sah es ganz anders aus. Es fühlte sich für mich an, als ob ich innerlich zerbrechen würde. Es wurde alles nur noch schlimmer… Dadurch das ich in kurzer Zeit so viel zugenommen hatte, bekam ich nun Panik das ich dick werden würde.
Ich bekam Panik…

Diese Panik führte dann dazu, dass ich mich an einem Tag das erste Mal nach dem Essen übergeben habe. Danach fühlte ich mich gut, denn ich hatte für mich die perfekte Lösung gefunden. Ich konnte alles essen, musste auf nichts verzichten und ich nahm nicht zu. Es war wieder so wie am Anfang meiner Diät. Ich war glücklich und hatte meine neue Identität gefunden.
Natürlich wollte ich auf keinen Fall, dass mir jemand meine neue Identität wegnahm. Somit entwickelte ich mit der Zeit Techniken, damit niemand es mitbekam, wenn ich mich nach dem Essen übergeben wollte. Ich wollte dieses Leben auch nicht aufgeben. Ich war diejenige, die alles gegessen und getrunken hatte und mit der „All You Can Eat“ richtig Spaß gemacht hat. Ich wollte das alles gar nicht aufgeben, denn ich konnte mir ein Leben ohne Essen, wie ich es in der Magersucht gemacht hatte, nicht mehr vorstellen.
Allerdings häuften sich mit der Zeit die Tage an denen ich sogar Verabredungen absagte, nur um zu essen. Ich zog mich immer weiter zurück. In dieser Zeit kreisten meine Gedanken den ganzen Tag nur ums Essen. Auch das Einkaufen der ganzen Lebensmittel war ein großer Aufwand für mich. Um es kurz zu sagen. Mein Leben bestand für 10 Jahre aus essen und übergeben.
Mein Tiefpunkt…

Natürlich wusste ich in vielen Momenten das es nicht gesund ist, wie ich lebe. Ich merkte, wie es mich innerlich kaputt machte. Jedoch fehlte mir die Kraft, mich selbst aus der Krankheit herauszuholen. Ich war im Teufelskreis der Essstörung lauf aus dem ich keinen Ausweg fand. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich auch gar nicht mehr, wer ich war und wer ich ohne meine Essstörung sein sollte. Ich wusste nicht einmal, ob ich überhaupt etwas Anderes gut konnte. Doch mein Tiefpunkt sollte noch erst kommen…
Wie es weitergeht erfährst du nächste Woche in meiner Geschichte Teil 2.
Liebe Grüße
Deine Janina
„Das Leben kann nur vorwärts gelebt und rückwärts verstanden werden.“
Sören Kierkegaard