Magersucht bei Männern: Ein Tabuthema, das Aufmerksamkeit benötigt‍

Kategorie: Essstörung

Datum: 30.10.2023

Anorexia nervosa, allgemein bekannt als Magersucht, ist eine ernste psychische Störung, die heutzutage immer noch als eine „Frauenkrankheit“ gilt. Doch die Realität zeigt, dass immer mehr Männer darunter leiden. Im Bereich der Essstörungen gibt es in der Gesellschaft noch viel Unwissenheit und Vorurteile, mit denen ich aufräumen möchte. Diese beziehen sich zum einen auf Dinge, die mit der Krankheit zusammenhängen, zum anderen auch, wer betroffen ist. Dass Männer auch an Essstörungen leiden, denken viele im ersten Moment nicht. Daher möchte ich diesen Artikel nutzen, um mit diesem Vorurteil aufzuräumen. Denn bei Männern treten Essstörungen genauso auf, wie bei Frauen. Zusätzlich werde ich in diesem Artikel tiefer in die Thematik der Anorexia bei Männern eintauchen. Dies dient dazu, ein umfassendes Verständnis dieser Störung und ihrer Auswirkungen auf das männliche Geschlecht zu erlangen.

Essstörungen bei Jungen und Männern

Magersucht beim Mann: Die übersehene Realität

Die Vorstellung, dass nur Frauen magersüchtig sind, ist ein weit verbreiteter Mythos. Die Magersucht gilt heute oftmals noch als weibliche Erkrankung. Tatsächlich sind Männer genauso anfällig für diese Essstörung, auch wenn sie seltener diagnostiziert werden. Zudem stellen Ärzte die Diagnose bei Jungen und Männern häufig sehr spät. Dies liegt daran, dass viele Ärzte erste Anzeichen für eine Essstörung hier unterschätzen. Doch gerade eine frühe Diagnose ist wichtig, um die Folgen der Essstörung so gering wie möglich zu halten. Dies gilt im Übrigen nicht nur für Magersucht, sondern auch für Bulimie, Binge Eating und andere Formen der Essstörung. Zusätzlich ist es so, dass die Essstörung als typisch weiblich gilt und für viele Männer die Hemmschwelle höher ist, sich Hilfe zu suchen. Ich meine, viele betroffene Frauen haben bereits Probleme sich zu öffnen, sich jemandem anzuvertrauen oder sich ihre Krankheit überhaupt einzugestehen. Da liegt es auf der Hand, dass dies für Männer noch schwieriger ist. Schließlich kommen zu den ganzen Vorurteilen, mit den Frauen zu kämpfen haben, weitere Vorurteile für Männer. Diese machen es den männlichen Betroffenen zusätzlich schwer.

Statistiken zu Essstörungen 

Ich habe hier keine exakten Zahlen. Die folgenden Zahlen sind aus mehreren internationalen Studien von Wissenschaftlern errechnet. So ergibt sich zumindest ein grobes Bild. Von 1.000 Mädchen und Frauen erkranken 1,4 % beziehungsweise 14 an Magersucht. Von 1.000 Jungen und Männern sind es 0,2 % beziehungsweise 2. Bei Bulimie sind es 1,9 % (19) Frauen und  0,6 % (6) Männer, bei Binge Eating 2,8 % (28) Frauen und 1 % (10) Männer (Quelle). Hier siehst Du, dass mehr Frauen erkranken. Am höchsten ist der Unterschied bei Magersucht. Bei der Magersucht trifft es Frauen 7 x häufiger. Dies mag zwar ein großer Unterschied sein, dennoch sollte man nicht unterschätzen, wie viele Männer diese Krankheit betrifft. In Deutschland leben ungefähr 41 Millionen Männer. Gehen wir hier von den zuvor angegebenen 0,2 % aus, sind es 82.000 Magersüchtige. Ich finde diese Zahl der männlichen Betroffenen schon sehr hoch.

Gibt es beim Mann andere Symptome bei der Erkrankung?

Die Symptome einer Magersucht bei Männern sind ähnlich wie bei Frauen. Typische Anzeichen sind zum Beispiel ein starker Gewichtsverlust oder anhaltendes Untergewicht. Viele Betroffene leiden auch an einer falschen Körperwahrnehmung. Das heißt, sie sehen sich selbst immer noch als zu dick an, obwohl sie stark untergewichtig sind. Zusätzlich treten unter anderem folgende Symptome auf:

  • Erhöhte Müdigkeit und Schwäche
  • Ausdünnung der Haare
  • Unregelmäßige Herzrhythmen
  • Verhaltenssymptome wie exzessive Bewegung
  • Vermeidung von Mahlzeiten oder Ablehnung zu essen
  • Verwendung von Methoden zur Kontrolle des Gewichts, wie strenge Diäten oder Fasten

Die Gedanken eines anorektischen Mannes kreisen ebenso wie die einer Frau ständig um Essen und das eigene Aussehen. Daher kontrollieren Betroffene ihre Ernährung rigoros und entwickeln Rituale wie Kalorienzählen. Weitere Zwangshandlungen sind zum Beispiel: langsames Essen, kleinschneiden der Nahrung oder Essen nach bestimmten Zeitplänen.

Muskelsucht und Magersucht: Welche Zusammenhänge gibt es?

Der eigene Körper ist bei jungen Männern ihrem eigenen Empfinden nach häufig nicht muskulös genug. Dies kann sich so weit entwickeln, dass sich eine Muskelsucht entwickelt. Bei der Muskelsucht, ein anderer Name ist Muskeldystrophie, sind sich Wissenschaftler uneinig, ob es eine Ess- oder eine Zwangsstörung ist. Betroffene Männer sind besessen von dem Ziel, einen muskulösen und definierten Körper zu haben. Das heißt, sie neigen dazu, übermäßig zu trainieren und strenge Ernährungspläne zu befolgen. Dadurch wollen sie Körperfett reduzieren und so die Muskelmasse ihres Körpers steigern. Dieses Streben nach Perfektion kann dazu führen, dass sie trotz Verletzungen oder körperlicher Beschwerden weiterhin Sport treiben. In einigen Fällen kann ein Betroffener sogar Medikamente einnehmen, um das Muskelwachstum zu steigern. Der Wunsch nach einem muskulösen Körper kann auch dazu führen, dass sich daraus eine Essstörung wie Magersucht entwickelt.

Natürlich steht eine Muskelsucht in einem Punkt gegensätzlich zur Magersucht. Denn bei der Muskelsucht wollen Männer eher breiter werden und nicht dünner, wie bei der Magersucht. Hierbei geht es jedoch um den Aufbau von fettfreier Muskelmasse. Neben diesem Faktor sind jedoch alle weiteren Symptome gleich. Außerdem besteht bei beiden eine falsche Körperwahrnehmung. In dem einen Fall nehmen sich Betroffene als zu schmal wahr und in dem anderen Fall als zu dick.

Einfluss sozialer Medien auf Anorexie

Natürlich hat Social Media auch einen Einfluss auf magersüchtige Männer. Insbesondere die Präsentation unrealistischer Körperbilder fördert die Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper und kann zu einem verzerrten Körperbild führen. Das fördert auch den Perfektionismus. Dies kann zu einem gestörten Selbstbild und Essstörungen wie Anorexie oder Bulimie führen. Obendrein kann es zu problematischen Essgewohnheiten führen, wenn Personen über Social Media Tipps und Tricks zur Gewichtsabnahme oder -kontrolle teilen. Daher ist es wichtig, sich der potenziellen Gefahren bewusst zu sein. Nur so ist ein gesunder Umgang mit den sozialen Medien möglich. Die Probleme der sozialen Medien treffen aber auf die gesamte Gesellschaft zu, unabhängig vom Geschlecht.

Ursachen & Folgen der Anorexia bei Männern

Die Ursachen für Anorexia bei Männern sind genauso vielfältig wie bei Frauen, es gibt nicht den einen Grund. Oftmals ist es eine Kombination aus genetischen, hormonellen, körperlichen, familiären und persönlichen Faktoren. Das können zum Beispiel genetische Prädispositionen, Veränderungen im Hormonsystem, bestimmte Schönheitsideale und familiäre Probleme wie Trennungen oder Gewalterfahrungen sein. Außerdem haben persönliche Faktoren wie ein geringes Selbstwertgefühl oder traumatische Erlebnisse einen Einfluss.

Die langfristigen Folgen einer Magersucht können sowohl körperliche als auch psychische Auswirkungen haben. Auf der körperlichen Seite führt das dauerhafte Hungern zu Mangelerscheinungen und Symptomen wie Kreislaufproblemen oder Herzrhythmusstörungen. Auf der psychischen Seite führt Anorexia oft zu Depressionen, Ängsten und einem Rückzug aus dem sozialen Umfeld.

Die Rolle des Geschlechts in der Behandlung von Anorexia Nervosa

Grundsätzlich gibt es keine extra Behandlung eines Geschlechts für Magersucht. Allerdings wäre es sicherlich nützlich, einen geschützten Raum zu bieten, der für Männer ausgerichtet ist. Dies können zum Beispiel Gruppentherapien oder Coachings sein, an denen nur Männer teilnehmen können. Ansonsten sind die Möglichkeiten dieselben wie bei Frauen. Es kann eine ambulante Behandlung erfolgen oder der Betroffene kann in eine Klinik gehen. Eine weitere Möglichkeit wäre das Aufsuchen eines Coachings oder die Teilnahme an einer Selbsthilfegruppe.

Oftmals wird die Diagnose einer Anorexia bei Männern sehr spät gestellt. Der Grund hierfür: Einige Ärzte unterschätzen die Anzeichen. Außerdem leiden Männer oft verborgen und haben aufgrund der gesellschaftlichen Vorurteile eine höhere Hemmschwelle, überhaupt zum Arzt zu gehen. Doch je früher eine Essstörung entdeckt wird, desto besser.

Essstörungen bei Jungen und Männern meine Erfahrung:

Die erste Erfahrung mit Männern und Essstörungen machte ich in einer Selbsthilfegruppe. Damals war ich in der Gruppe OA. Dort habe ich das erste Mal Männer mit Essstörungen kennengelernt. Ich muss Dir ehrlicherweise gestehen, dass ich damals im ersten Moment selbst überrascht war. Im Rückblick wurde mir klar, dass meine ersten Gedanken einfach Prägung durch die Gesellschaft waren. Denn in unserer Gesellschaft herrscht das Bild vor, dass Essstörungen eher bei Frauen auftreten. Doch im Rückblick war ich sogar froh, dass auch Männer in dieser Gruppe waren. Dies hat mein Gefühl bestärkt, dass ich nicht alleine bin. Ich habe erlebt, dass es jeden treffen kann. Dieses „nicht alleine sein mit der Essstörung“ war damals beruhigend für mich. Zudem zeigte mir dies ganz deutlich, dass eine Essstörung menschlich ist und dass ich mich dafür nicht schämen muss.

Männer leiden oft still an Magersucht

Magersucht ist ein ernstes und wachsendes Problem unter Männern, das oft übersehen oder unterschätzt wird. Frag Dich doch einmal ehrlich, um wen ging es, wenn Du über das Thema Essstörungen gesprochen oder gelesen hast? Wahrscheinlich meistens um Mädchen und Frauen, oder? Die Stigmatisierung von Magersucht und anderen Formen als „Frauenkrankheit“ muss aufgebrochen werden. Es ist wichtig, das Bewusstsein für diese Störung zu erhöhen und zu verstehen, dass sie jeden betreffen kann. Dies gilt natürlich unabhängig vom Geschlecht.

Denn Männer können genauso an einem gestörten Essverhalten leiden wie Mädchen und Frauen. Genauso können Männer alle Arten von Essstörungen entwickeln.

Das bedeutet, Sie können:

  • hungern und lebensbedrohlich dünn werden.
  • einen Essanfall haben und die aufgenommene Nahrung wieder erbrechen.
  • übermäßig viel essen.
  • einen starken Bewegungsdrang verspüren.
  • sich übermäßige Sorgen um ihr Gewicht machen.
  • Kalorien zählen
  • ihren Körper ängstlich beobachten.
  • versuchen, ihren Körper durch zwanghaftes Sporttreiben zu optimieren.

Da das selbst verletzende Verhalten und die Essstörungen als weiblich gelten, kann die Diagnose „Essstörung“ für Männer DE-maskulinisierend wirken. Zusätzlich bekommen Männer oft vermittelt, dass ihre Probleme nicht ernst zu nehmen seien. Dabei ist es wichtig, dass Männer ermutigt werden, Hilfe zu suchen und über ihre Erfahrungen zu sprechen.

Ich habe einen Wunsch:

Ich möchte, dass es aufhört, dass ein Unterschied zwischen Frauen und Männern in der Essstörung gemacht wird. Denn niemand sollte sich oder seine Krankheit verstecken müssen. Schließlich hat jeder das Anrecht auf Hilfe, egal ob Mann oder Frau. Falls Du Dich angesprochen fühlst und Hilfe benötigst, dann zögere nicht und setze Dich mit mir in Verbindung

Liebe Grüße Deine Janina

„Wenn Du ja sagst, dann sei Dir sicher, dass Du nicht nein zu Dir selbst sagst.“

Paulo Coelho

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