So viele Jahre habe ich mich in der Essstörung befunden. Und jeden Tag aufs Neue hatte ich insgeheim den Wunsch wieder gesund zu werden. Aber ich konnte nicht. Ich hatte Gewohnheiten, die ich nicht ablegen konnte. Und dir geht es bestimmt genauso. Jahrelang habe ich mich in der Essstörung befunden. Jeder Tag drehte sich bei mir ums Kalorien zählen, Nährstoffangaben überprüfen, Sport treiben etc. Die Essstörung raubte mir meine Kräfte. Ich wusste es, aber ich konnte sie nicht einfach so aufgeben, denn ich hatte Angst.
Die Essstörung war mein täglicher, treuer Begleiter. Ich konnte mich immer auf sie verlassen. Sie war immer da. Auch wenn sie mir nicht gutgetan hat, hatte ich Angst sie loszulassen. Mit dem Beginn der Essstörung, fängt man an sich Gewohnheiten anzueignen. Und diese Gewohnheiten sind schwer wieder loszuwerden. Man hat sein Gehirn auf diese Gewohnheiten trainiert und nun gilt es das Gehirn umzuprogrammieren. Auf andere, neue Gewohnheiten. Aber um diesen Schritt zu gehen, muss man diese Erkenntnis haben. Dass man sein Gehirn quasi umprogrammieren muss. Und diese Erkenntnis hatte ich erst viele, viele Jahre später. Die Jahre davor hatte ich nämlich Gewohnheiten, die mich davon abgehalten haben, den Weg aus dem Teufelskreis der Essstörung zu schaffen.

Diese Gewohnheiten halten dich davon ab, es aus der ES zu schaffen.
1. Angst, die Kontrolle abzugeben
Ohja, ich hatte Angst die Kontrolle abzugeben. Und durch eure Nachrichten weiß ich, dass auch viele von euch Angst haben, die Kontrolle abzugeben. Aber die Kontrolle von was? Wenn man ehrlich ist, kann man über nichts die Kontrolle haben. Man hat keinen Einfluss darauf, was passieren wird. Man kann sein Leben in gewisse Bahnen lenken, ja, aber man kann es nicht kontrollieren. In der Essstörung hat man das Gefühl, dass man sein Leben und seinen Körper mit der Essstörung kontrollieren kann. Wenn man aber ehrlich ist, kann man das nicht. Denn wenn man es könnte, würde man doch dafür sorgen, dass man stetig weiter abnimmt und dass man keine Tage dazwischen hat, in denen die Waage mehr anzeigt. Aber das passiert nicht.
Auch wenn man einen Tag weniger isst und die Waage dann trotzdem mehr anzeigt, hat man trotzdem das Gefühl von Angst, dass man die Essstörung nicht loslassen kann, da man Angst hat die Kontrolle abzugeben. Aber die Kontrolle fand schon vorher nicht statt. Die Essstörung strahlt eine ungemeine Stärke aus und macht sich über einen breit. Sie vermittelt einem das Gefühl, dass man durch sie die Kontrolle über alles hat. Es ist wichtig, dass man irgendwann an den Punkt angelangt, an dem man weiß, dass man keine Angst haben muss, die Kontrolle abzugeben. Denn man hatte sie vorher schon nicht. Mache dir klar, dass du auch bislang keine Kontrolle hast. Deswegen brauchst du keine Angst haben die Essstörung loszulassen. Ich weiß, dass es im ersten Moment unüberwindbar klingt. Dass man nicht einfach die Essstörung loslassen kann. Aber man kann. Manchmal muss man durch die Angst, damit es besser wird.
2. Man weiß nicht, wer man ohne die Essstörung ist
Die Essstörung bestimmt den ganzen Tagesablauf. Man beschäftigt sich permanent mit den Gedanken ums Essen und kann kaum andere Gedanken zulassen. Bei mir waren es 12 Jahre. In der Zeit habe ich mich kaum für andere Sachen interessiert. Ich kannte alle Nährwerttabellen auswendig, haben mich nur für Nahrung und Sport interessiert und konnte keine anderen Gedanken zulassen. Jedes Mal wenn ich am Ende war und die Essstörung hinter mir lassen wollte, bekam ich Panik. Panik, weil ich nicht wusste, wer ich ohne die Essstörung bin. Was sollte ich mit der neuen Zeit machen, worin liegen meine Interessen? Und ich dachte „Ich kann das doch nicht einfach so aufgeben?“
Ich hatte Angst. Angst nichts mit mir anfangen zu können und Furcht davor, nicht zu wissen, was ich mochte und was ich überhaupt möchte. Und ja, es kann einem Angst machen. Im erstem Moment des Loslassens ist da nämlich nichts. Die Gedanken ans Essen sind noch da und man muss schauen, wie man es schafft, dass man diese nach und nach loswird. Ich habe mich intensiv mit mir auseinandergesetzt und habe geschaut, was mich interessiert und was mir Spaß macht. Und ich kann dir sagen. Es ist unglaublich toll, sich neu kennenzulernen. Du darfst diese Phase genießen, denn sie ist ein Geschenk. Ein Geschenk des Lebens, sich neu entdecken zu dürfen. Herauszufinden, wer man ist und vor allem wer man ohne die Essstörung ist.

3. Bequemlichkeit
Ich hatte so viele Gedanken, dass ich endlich gesundwerden möchte. Dass ich ein „normales“ Leben führen möchte, ohne die ständigen Gedanken ums Essen. Ich habe mir ein Leben gewünscht, in dem ich essen konnte, wie früher. Mir keine Gedanken darüber zu machen und den Tag so zu verbringen, wie ich es mir vorstelle. Aber ich dachte so oft, dass ich keine Kraft dazu hatte. Ich war bequem. Die Essstörung war mein sicherer Hafen. Und ich wusste, wenn ich die Essstörung hinter mir lassen möchte, wird es nicht einfach.
Und jedes Mal, wenn ich mir vorgenommen hatte. „So jetzt greifst du an.“ Kamen direkt Gedanken hinterher „Nein, ich habe keine Kraft dafür.“ Aber jetzt kann ich sagen, dass es quatsch ist. Klar ist der Heilungsweg nicht einfach. Es wäre gelogen, wenn ich sagen würde, dass er es ist. Man hat viele Tage, an denen man denkt, dass es nicht weitergeht und dass alles umsonst ist gerade wenn es zu einem Rückfall kommt. Und ja, solche Tage rauben einem Nerven und auch Kräfte. Aber am meisten Kraft raubt einem die Essstörung selbst. Die Gewohnheit der Gedanken, dass man sich nicht auf den Heilungsweg begeben kann, weil man keine Kraft dafür hat, ist total falsch. Denn am Ende ist es die Essstörung die einem die ganzen Kräfte raubt.
Hier erfährst Du 4 weiter Gründe warum Du es bisher nicht aus Deiner Essstörung geschafft hast.
Am Ende gilt es, seine Gedanken umzuwandeln.
Diese Gewohnheiten halten dich davon ab, es aus der ES zu schaffen. Alte Gewohnheiten und Muster lassen es einem schwer werden, neue Gewohnheiten zu etablieren. Aber genauso, wie vorher neue Gewohnheiten zu alten Gewohnheiten geworden sind, gilt es wieder neue, gute Gewohnheiten zu erschaffen und die alten verschwinden zu lassen. Das klingt vielleicht im ersten Moment kompliziert, aber mit meiner Unterstützung helfe ich dir, wie du deine alten Gewohnheiten loswirst. Hast du ebenfalls Gewohnheiten, die dich davon abhalten deine Essstörung hinter dir zu lassen? Schreibe mir gerne dazu eine E-Mail, oder lasse mir eine Nachricht bei Instagram da.
Alles Liebe.
Deine Janina
„Die meisten Sorgen bestehen aus unbegründeter Furcht.“
Jean Paul Sartre