5 Tipps um mit Extremhunger umzugehen!

Datum: 10.12.2021

Die meisten Personen mit einer Essstörung durchlaufen die Phase des Extremhungers. Daher möchte ich Dir heute in diesem Artikel erklären, worum es beim Extremhunger in der Essstörung geht. Außerdem widme ich mich den Fragen: Sollte ich dem extremen Hunger nachgehen? Wann hört er auf? Zusätzlich möchte Dir meine eigenen Erfahrungen mitteilen und auf die Antworten meiner Instagram-Umfrage eingehen.

Was ist Extremhunger?

Als Extremhunger wird ein Gefühl bezeichnet, welches über das „normale“ Hungergefühl hinaus geht. Das heißt, das Gefühl des Hungerns hört nicht auf. Obwohl Du bereits gegessen hast, ist immer noch das Gefühl von einem riesigen Hunger da. Es ist als wäre ein großes Loch in Deinem Bauch, in dem das Essen ohne Wirkung verschwindet. Somit hast Du das Gefühl, Deinen Hunger niemals stillen zu können.

Es kann auch sein, dass Du gar keine Sättigung mehr spüren kannst. Dies ist oftmals eine große Herausforderung und es ist schwer seine Mahlzeiten überhaupt zu beenden. Allerdings ist es keine Frage von Disziplin. Es ist eine normale Phase in der Recovery. Durch diese Phase gehen viele nach, oder während einer Essstörung.

Welche Ursachen hat Extremhunger?

Hier kann einmal in körperliche und seelische Ursachen unterschieden werden. Diese beiden Ursachen gehen Hand in Hand. Also macht es Sinn beide Punkte zu beachten und sich nicht nur auf einen zu konzentrieren.

Körperliche Ursachen bei Extremhunger

Ganz einfach gesagt, fehlen Deinem Körper Nährstoffe. Der Körper ist in einer Art Überlebensmodus (Hast Du einen kaputten Stoffwechsel) Es werden nur die fürs Überleben wichtigsten Körperfunktionen versorgt. Durch eine niedrige Nahrungsaufnahme hat der Körper einfach zu wenig Energie für seine normalen Körperfunktionen. Das heißt auch, dass er einfach nicht alle benötigten Nährstoffe erhält. Der extreme Hunger ist einfach eine Reaktion vom Körper, auf diesen Mangel. Der Körper schreit nach Nahrung und drückt dies so durch das extreme Hungergefühl aus.

Seelische Ursachen bei Extremhunger

Eine Essstörung hat natürlich nicht nur mit dem Essen zu tun, sondern betrifft auch Deine Seele. Du hast kein Selbstwertgefühl, kein Selbstvertrauen und fühlst Dich aufgrund der ganzen Situation einfach schlecht. Du lebst Dein Leben nicht so wie Du es Dir von Herzen wünscht und darunter leidet auch Deine Seele. Deine Seele braucht Liebe und Fürsorge. Ansonsten verhungert Sie. Dieses „verhungern der Seele“ kann sich auch auf Dein Hungergefühl auswirken. Dann versuchst Du mit dem Essen Deine Seele zu füttern. Deine Seele braucht kein Essen, sondern Selbstliebe. Das heißt für Dich, dass Dein extremer Hunger gestillt wird, wenn du Deine emotionalen Themen auflöst.

Meine Erfahrung mit dem extremen Hunger

Ich kenne den Extremhunger aus eigener Erfahrung. Zu dieser Zeit litt ich bereits seit 1,5 Jahren an Magersucht und es war mein persönlicher Tiefpunkt. Mein Körper war am Ende und meine Seele auch. Ich hatte meinem Körper so lange nicht mehr die Nahrung gegeben, die er gebraucht hätte. Mein Körper signalisierte mir in dieser Zeit so extrem, dass er Nahrung brauchte. Ich konnte kaum andere Gedanken zulassen, denn ich hatte einfach permanent Hunger. Wie bereits oben beschrieben, hatte ich das Gefühl, ein großes Loch, in meinem Bauch, durch Essen stopfen muss.

Ich kann mich noch genau an den Zwiespalt erinnern, den ich in dieser Phase hatte. Auf der einen Seite dachte ich: „Letzte Woche war ich noch so diszipliniert und diese Woche soll das alles vorbei sein?“ Auf der anderen Seite hatte ich so einen unbändigen Hunger, dem ich mich einfach nicht widersetzen konnte. Es tat mir förmlich weh nichts zu essen. Zu diesem Zeitpunkt konnte ich gar nicht verstehen, was mit mir passiert.

Die häufigsten Ängste bei Extremhunger in meiner Instagram-Umfrage

Extremhunger
  1. „Wird es nie stoppen?“
  2. „Ich bin unglaublich schwach!“
  3. „Ich verliere die Kontrolle über mich.“
  4. „Was sollen nur die anderen von mir denken?“

Ich weiß wie groß Deine Angst ist und wie schwer es Dir fällt. Daher möchte ich Dir hier nochmal sagen, dass diese Phase normal ist. Die Phase des extremen Hungers ist nach einer Essstörung (z.B. Magersucht, Bulimie o.ä.) absolut normal. Ich möchte Dir gerne die Angst nehmen, denn ich weiß noch genau wie ich mich gefühlt habe. Daher kann ich es so gut nachvollziehen, dass einem diese Zeit auch unglaubliche Angst macht.

Es ist absolut normal, dass einem dieser Hunger große Angst bereitet. Daher ist es auch verständlich, dass Du das Gefühl hast, diesen Hunger unterdrücken zu müssen. Doch ich möchte Dir noch einmal sagen, dass diese Phase zu dem Heilungsprozess dazu gehört. Daher wird es Dich nicht weiterbringen, Deinen Hunger zu unterdrücken. Damit würdest du lediglich den ganzen Heilungsprozess in die Länge ziehen. Dein Körper zeigt Dir mit dem Extremhunger, dass Du es bereits zu weit getrieben hast.

Auch bekomme ich häufig Fragen, wie: „Was kann ich gegen den extremen Hunger machen? Wie kann ich den ihn beenden? Kannst Du mir einen Tipp geben?“

Ich möchte in diesem Zusammenhang noch einmal erwähnen, dass sich jeder Heilungsweg anders darstellt. Somit sind es allgemeine Tipps und keine individuellen. Nachfolgend gebe ich euch also Tipps mit auf dem Weg, die ich meinem damaligen Ich mitgeben würde.

Extremhunger – Meine fünf Tipps an Dich

Tipp 1: Extremhunger zulassen!

Du hast keine Wahl und kannst ihn nicht für immer verdrängen. Es ist der natürliche Weg. Je länger Du Dich dagegen währst, desto länger wird dieser Hunger andauern. Dein Körper benötigt das Essen. Es ist nötig so viel zu essen, um wieder gesund zu werden und den Stoffwechsel zu normalisieren. Dein Körper holt sich in dieser Phase genau das, was er braucht und so lange nicht bekommen hat. Es gibt keinen Richtwert, wie lange der Extremhunger dauert. Dies ist bei jedem individuell. Allerdings ist es keine Seltenheit, dass er bis zu einem Jahr andauern kann. Auch wenn er über ein Jahr andauert, ist dies nicht ungewöhnlich.

Tipp 2: Du solltest Dich nicht schämen!

Du solltest Dich nicht für Deinen Hunger schämen. Du solltest Dich nicht verfressen fühlen. Denn das bist du nicht, Du bist auf dem Weg der Heilung. Dein Körper möchte wieder gesundwerden. Dafür benötigt er diese Nahrung. Somit bleibt Dir zu diesem Zeitpunkt nur die Möglichkeit deinen Zustand zu akzeptieren. Sobald Du diesen anerkennst und akzeptierst, wird es einfacher werden. Achte in dieser Phase auf Dich und nicht darauf, was andere von Dir denken könnten. Es geht hierbei nur um Dich. Du lernst in dieser Phase Deinem Körper zu vertrauen, da Dein Körper weiß, was Dir guttut. Dein Körper möchte das es Dir wieder bessergeht. Falls Kommentare Deiner Mitmenschen kommen, sprich offen mit ihnen darüber. Solltest Du das nicht können, bitte Deine Mitmenschen einfach höflich, dass sie dieses Thema bitte meiden sollen und Du nicht mit ihnen darüber sprechen möchtest.

Tipp 3: Akzeptiere die Zunahme und lasse sie zu!

Dies ist besonders wichtig, wenn Du vorher in der Magersucht warst. Denn dann wirst Du sehr wahrscheinlich zunehmen, was Dir vielleicht noch schwerfallen wird. Ich möchte Dir noch einmal mitgeben, dass du keine Angst davor zu haben brauchst. Oftmals denken wir, dass wenn wir so viel essen, dass wir dann bestimmt über 100kg zunehmen werden. Dies ist jedoch absoluter Nonsens. Sobald Dein Körper das für Dich optimale Gewicht erreicht hat, wird auch der Extremhunger weniger werden. Diesen Zeitpunkt kann Dir niemand genau vorhersagen. Dein Körper entscheidet selbst, wieviel er braucht.

Hier ist es sehr wichtig, dass Du keine Gegenmaßnahmen ergreifst, sonst wird diese Phase länger andauern. Daher merke Dir, umso eher Du Deinem Körper gibst, was er benötigt, desto schneller wird der Extremhunger aufhören. Es ist auch oftmals notwendig, dass Du an Gewicht zulegst. Wenn Du im Untergewicht bist, ist es natürlich notwendig wieder Normalgewicht zu erreichen. Daher kann ich Dir nur raten, trotz Deiner Ängste den Extremhunger und die Zunahme zuzulassen. Sag dir immer wieder, dass Du es verdient hast zuzunehmen.

Tipp 4: Lerne Dein Sättigungsgefühl wieder kennen!

Der häufigste Satz, den ich im Zusammenhang mit Extremhunger höre, lautet: „Ich spüre mein Sättigungsgefühl einfach nicht mehr!“ Hier kann ich Dir aus meiner eigenen Erfahrung sagen, dass man sich in dieser Phase viel mit dem Hunger- und Sättigungsgefühl beschäftigt. Das heißt auch, dass man oft zweifelt. Durch die Essstörung ist die Kommunikation mit dem Körper gestört worden. Das heißt Du kennst Deinen Körper gar nicht mehr richtig. Zusätzlich ist oft die Erwartungshaltung so groß, dass man direkt alles können muss. Dies ist allerdings unmöglich oder konntest du als Kind beim ersten Versuch laufen oder Fahrrad fahren? Du hast eine lange Zeit gegen Deinen Körper angearbeitet und alle Signale ausgeblendet. Das heißt Du musst nun wieder ganz von vorne lernen, was Dein Körper Dir sagen möchte und was er braucht. Somit ist es in der Anfangszeit völlig normal, dass Du Dein Sättigungsgefühl nicht mehr spürst.

Tipp 5: Nimm Dir die Zeit, die Du benötigst!

Der letzte Tipp und einer der Wichtigsten. Dein Körper benötigt einige Zeit, sich von all dem zu erholen. Dies ist absolut individuell und ist bei jedem unterschiedlich. Es geht hier nicht darum, sich mit anderen zu vergleichen, sondern Deinem Körper die Zeit zu geben, die er braucht. Daher sei in dieser Phase besonders nachsichtig mit Dir und Deinem Körper. Das heißt zum Beispiel, dass Du Sachen unternehmen kannst, die Dir Freude bereiten. Es ist auch wichtig, dass Du Dich selbst gut behandelst und nicht gegen Dich selbst kämpfst. Merke dir bitte, Dein Körper ist Dein Freund und nicht Dein Feind. Er arbeitet für Dich und nicht gegen Dich. Das heißt er weiß, was das Beste für Dich ist. Immer! Daher lasse den Extremhunger zu.

Mehr zum Thema Extrem Hunger findest Du in meiner Podcast-Folge: „Was genau ist der extreme Hunger?

 

Alles Liebe.

Deine Janina

„Wer mit sich selbst in Frieden leben will, muss sich so akzeptieren, wie er ist.“

Selma Lagerlöf

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